Bodenökologische Wirkungen differenzierter organisch-mineralischer
Düngung an verschiedenen Standorten.
Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades im Fachgebiet Acker- und
Pflanzenbau der Humboldt-Universität zu Berlin
Dipl.-Biol. Timo Kautz
Datum der Promotion: 15. 04. 2004
Cuvillier Verlag Göttingen 2004
ISBN 3-86537-134-5
Zusammenfassung
Im Rahmen dieser Arbeit wurden sechs
verschiedene Kombinationen organischmineralischer Düngung hinsichdich
ihrer Wirkung auf das Bodenleben unter Sommergerste miteinander
verglichen. Die zweijährigen Untersuchungen erfolgten an drei sehr
unterschiedlichen Standorten der Internationalen Organischen
Stickstoff-Dauerdüngungsversuche (IOSDV), unter den semiariden
Bedingungen Zentralspaniens (IOSDV Madrid), im Übergangsbereich
zwischen ozeanisch geprägtem und kontinentalem Klima in Mitteleuropa
(IOSDV Berlin-Dahlem) und unter den kühlen kontinentalen Bedingung
Nordosteuropas (IOSDV Tartu).
Der Sommergerste-Ertrag wurde an allen Standorten vor allem von
alleiniger Mineraldüngung oder kombinierter organisch-mineralischer
Düngung erhöht. Im Vergleich der Standorte nahm die Wirkung der
organischen Düngung von Süden nach Norden ab.
Im Gegensatz zum Ertrag wurde die organische Bodensubstanz stärker von
der Stallmistdüngung als von der mineralischen Düngung beeinflusst. An
den Standorten Madrid und Tartu hatte eine Kombination aus Stroh- und
Gründüngung keinen Einfluss auf die Humusgehalte, während sich diese
Düngungsvariante in Berlin ähnlich fördernd auf den Humus auswirkte wie
die Stallmistdüngung. Im Vergleich der Standorte ließen sich von Norden
nach Süden abnehmende Kohlenstoffgehalte des Bodens feststellen, was in
erster Line auf die klimatischen Unterschiede zurückzuführen ist. Von
den untersuchten bodenchemischen Parametern reflektierte der
heisswasserlösliche Kohlenstoff am deutlichsten die Wirkung der
organischmineralischen Düngung.
Die Individuendichten von Bodenmikroarthropoden sind an den Standorten
Berlin-Dahlem und Madrid vor allem durch die kombinierte Stroh- und
Gründüngung gefördert worden. Offenbar haben die Tiere von dem
jährlichen Eintrag unzersetzter pflanzlicher Rückstände stärker
profitiert als von der nur einmal pro Fruchtfolgerotation applizierten
Stallmistdüngung. Die mineralische Stickstoffdüngung hatte an allen
drei Standorten tendenziell einen fördernden Einfluss auf die
Individuendichten von Bodenmikroarthropoden. Dieser Effekt basiert auf
der in den mit Mineral-N gedüngten Prüfgliedern größeren Produktion
pflanzlicher Biomasse, die eine Nahrungsgrundlage für die
Destruentengemeinschaft bildet. Vom nördlichen Standort Tartu zum
südlichen Standort Madrid nehmen Individuendichten und Artenzahlen von
Bodenmikroarthropoden sukzessive zu, was ebenfalls mit den Einflüssen
des Klimas zu erklären ist. Wirkungen der Düngung auf die Diversität
der Bodenmikroarthropoden waren nicht nachweisbar und werden vermutlich
durch die in den Feldversuchen regelmäßig auftretenden Störungen, z. B.
die Bodenbearbeitung, überdeckt.
Im IOSDV Berlin-Dahlem sind auch die mikrobielle Biomasse und die
Dehydrogenase-Aküvität am stärksten von der Stroh- und Gründüngung
gefördert worden. Die Stallmistdüngung blieb in ihrer Wirkung auf diese
Parameter dahinter zurück, was mit der selteneren Applikation und der
Qualität der in den Boden eingebrachten organischen Masse zu begründen
ist. Mineralische Düngung hatte keine Auswirkungen auf mikrobielle
Biomasse und Dehydrogenase-Aktivität. Die Cellulase-Aktivität wurde
durch organische Düngung pflanzliche): Herkunft stark und durch
mineralische Düngung leicht erhöht. Da die Cellulase-Aktivität vor
allem auf cellulosehaltige Einträge reagiert, ist nachvollziehbar, dass
dieser Parameter besonders deutlich durch Düngung mit Pflanzenresten
und durch die - überwiegend von der mineralischen Düngung beeinflusste
- Menge an Ernte- und Wurzelrückständen gefördert wird.
In Berlin und Tartu bestanden positive Korrelationen zwischen den
Abundanzen von Bodenmikroarthropoden und dem heisswasserlöslichem
Kohlenstoff. Die Präferenz der Tiere für hohe Chwl-Gehalte
des Bodens lässt sich vor allem als Reaktion auf das bessere
Nahrungsangebot interpretieren. Es wurden keine Beziehungen zwischen
der Abundanz von Collembolen und mikrobiologischen Parametern gefunden.
Aufgrund der ermittelten Daten lässt sich die Bedeutung der
Bodenmikroarthropoden als Regulatoren der mikrobiellen Aktivität und
damit auch als Steuerungsgrößen für Mineralisationsvorgänge skeptisch
hinterfragen.
Der Mykorrhizierungsgrad der Sommergerstewurzeln wurde durch die
mineralische N-Düngung reduziert. Organische Düngung hatte keine
Auswirkungen auf diese Symbiose. Die Ergebnisse sprechen dafür, dass
unter den gegebenen Versuchsbedingungen die VA-Mykorrhizapilze keine
Bedeutung für die Korn- und Stroherträge der Sommergerste haben.
Eine Bewertung der differenzierten organisch-mineralischen Düngung auf
der Grundlage einer Klasseneinteilung ergab, dass aus bodenökologischer
Sicht die Stroh-, Blatt- und Gründüngung ohne zusätzliche
Mineraldüngung zu bevorzugen ist. Für eine multivalente
Gesamteinschätzung der Düngungssysteme wären tiefgehende Untersuchungen
ökonomischer und umweltbezogener Aspekte notwendig, die jedoch nicht
Gegenstand der vorliegenden Arbeit waren.
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