Vergleichende Untersuchungen zum Einfluss konservierender und
konventioneller Bodenbearbeitung auf ausgewählte biologische und
physikalische Bodenparameter im Biosphärenreservat
Schorfheide-Chorin.
Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades im Fachgebiet Acker- und
Pflanzenbau der Humboldt-Universität zu Berlin
Dipl.-Ing. agr. Jana Epperlein
Datum der Promotion: 16. 10. 2001
Shaker Verlag Aachen 2002
ISBN 3-8322-0090-8
Zusammenfassung
Auf zwei Praxisbetrieben in der Uckermark in Brandenburg wurden
dreijährige vergleichende Untersuchungen zum Einfluss konservierender
und konventioneller Bodenbearbeitung auf bodenphysikalische,
bodenchemische und bodenbiologische Parameter eines sandigen
Lehmstandortes durchgeführt. Ziel der Untersuchungen war eine komplexe
Betrachtung des konservierenden Anbausystems im Vergleich zur wendenden
Bearbeitung.
Der konservierend wirtschaftende Betrieb befand sich zu Beginn der
Forschungen im fünften Jahr der Umstellung auf konservierende
Bodenbearbeitung.
Bewusst wurden dabei für die Erhebung große landwirtschaftliche
Unternehmen ausgewählt, um bekannte Forschungsergebnisse unter
Praxisbedingungen zu untersuchen. Dabei wurde auch die Schwierigkeit
deutlich, welchen Einfluss die Standortheterogenität auf viele
Untersuchungsparameter ausübte und vielfach die Einzelwirkung des
Faktors Bodenbearbeitung überdeckte. Deshalb wurden einige
Untersuchungsparameter auch im standardisierten Parzellenfeldversuch in
der Versuchsstation des ZALF Müncheberg in Dedelow überprüft.
In Gefäßversuchen konnten zusätzlich bodenphysikalische Zusammenhänge
des Pflanzen- und Wurzelwachstum nach differenzierter Bodenbearbeitung
im Bodenmonolithen getestet werden.
Die konservierende Bodenbearbeitung zeigt aufgrund der fehlenden
Lockerung höhere Dichte- und Festigkeitswerte in 0 - 15 cm Bodentiefe.
Die Festigkeitswerte, gemessen mit dem Horizontalpenetrometer, weisen
eine heterogene Verteilung innerhalb der Untersuchungsfläche auf.
Mit steigender Dichte im Oberboden bei konservierender Bearbeitung
ging eine kontinuierliche Abnahme des Porenvolumens einher.
Im krumennahen Unterboden konnte durch die verminderte
Eingriffsintensität eine Auflockerung der Dichte und eine leichte
Zunahme der Grobporenvolumina festgestellt werden. Diese Tatsache wurde
gleichfalls durch die höhere Luftleitfähigkeit im Unterboden bestätigt.
Die hohe Dichte im Oberboden setzt bei konservierender Bearbeitung die
Luftleitfähigkeit herab.
Mittels computeropographischen Messungen konnten in ungestörten
Bodenröhren die gemessenen Dichte- und Festigkeitswerte der
differenziert bearbeiteten Standorte bestätigt werden.
Die Dichtebestimmung mit CT-Messung in HE-Einheiten bietet eine
einfache und schnelle Möglichkeit, natürlich gelagerte Bodenproben
zerstörungsfrei und hochauflösend auf ihre Dichte zu untersuchen.
Der Humusgehalt in der oberen Bodenschicht stieg durch den
Oberflächennahmen Verbleib der organischen Reststoffe in der
konservierenden Bearbeitung an. Dadurch wurde eine deutliche Förderung
der biologischen Aktivität, gemessen an der Bodenatmung und dem
Zelluloseabbau, festgestellt.
Mit zunehmender Bodentiefe sank der Humusgehalt bei nicht wendender
Bodenbearbeitung, insgesamt konnte über den Versuchszeitraum keine
Erhöhung des Gesamthumusgehaltes in der Ackerkrumme nach
konservierender Bearbeitung nachgewiesen werden.
Einhergehend mit dem höheren Humusgehalt und der biologischen
Aktivität verbesserte sich die Bodenstruktur.
Die Aggregatstabilität war bis 40 cm Bodentiefe bei konservierender
Bearbeitung höher als bei konventioneller Pflugarbeit.
Die tiefgrabenden Lumbricidenarten profitierten in der konservierenden
Bearbeitung von dem günstigen Nahrungsangebot an der
Bodenoberfläche.
So erhöhte sich der Anteil L. terrestris tendenziell bei
konservierender Bewirtschaftung, im Parzellenfeldversuch wurde eine
50%ige Erhöhung dieser Art festgestellt. Auf dem konservierend
bearbeiteten Praxisschlag wurde im Vergleich zur Pflugarbeit eine
höhere Regenwurmbiomasse, welche die Leistungsfähigkeit der Population
kennzeichnet, ermittelt.
Die Untersuchungen zu den Laufkäfergesellschaften lieferten
differenzierte Ergebnisse, hier spielten eine Reihe von externen
Einflüssen, wie Temperatur, Nahrungsangebot und Konkurrenz eine
entscheidende Rolle, welche den Einfluß der Bodenbearbeitung
überdeckten.
Festgehalten werden kann, dass durch nichtwendende Bodenbearbeitung
vor allem große Käferarten geschont werden können. Auf die
Spinnenpopulation konnte ein Einfluss der Bearbeitung sichtbar gemacht
werden, diese wurde durch die reduzierte Bearbeitungsintensität in
ihrem Auftreten gefördert.
Im Unkrautkeimversuch wurde, durch die fehlende Einarbeitung in
tiefere Schichten, erfahrungsgemäß ein höherer Unkrautdruck in der
oberen Bodenschicht festgestellt.
Allerdings war keine Verschiebung des Artenspektrums bei
konservierender Bearbeitung zu verzeichnen, d.h. eine Erhöhung der
Wurzelunkräuter war ebenfalls nicht nachweisbar.
Somit ist bei der konservierenden Bodenbearbeitung mit anderen
Bekämpfungsschwerpunkten zu rechnen, bei richtigem Unkrautmanagement
und Fruchtfolgewissen im System beherrschbar.
Die Mineralisierung war auf den konservierend bearbeiteten Flächen
verlangsamt, es wurde weniger Nmin in 90 cm Bodentiefe
verlagert.
Die Gefäßversuche der ungestörten Bodenröhren spiegelten die Dichte-
und Festigkeitsbedingungen der Praxisflächen wieder. Hier reagierten
die getesteten Pflanzen unterschiedlich in der Pflanzen- und
Wurzeltrockenmassebildung auf die Bearbeitungsvarianten.
Winterweizen hatte gleiche bzw. tendenziell höhere
Pflanzentrockenmasse bei konservierender Bearbeitung, Ölrettich
reagierte mit verminderten Erträgen. Sommergerste hatte in der
konservierenden Bearbeitung niedrigere bzw. gleiche Trockenmasseerträge
wie in der konventionellen Variante zu verzeichnen.
Das Hauptwurzelsystem wurde in beiden Bearbeitungsvarianten in der
oberen Bodenschicht 0 - 15 cm gebildet.
Ein negativer Einfluss der Dichte auf das Wurzelwachstum konnte bei
der Direktsaatvariante und in der Fruchtart Sommergerste nachgewiesen
werden.
Die konservierende Variante hatte bei Winterweizen höhere
Gesamtwurzelmassen ausgebildet, in der Bodenschicht 0 - 15 cm wurde
eine 30 % höhere Wurzelmasse festgestellt.
Die flache Lockerung der konservierenden Variante förderte damit
eindeutig das Wurzelwachstum, eine tiefe Lockerung konnte keine bessere
Wurzelentwicklung bewirken.
Sommergerste reagierte mit abnehmenden Wurzellängen bei zunehmender
Dichte, in der Fruchtart Winterweizen konnten über den zweijährigen
Versuchszeitraum kein eindeutiger Einfluss der Dichte auf die
Wurzellänge festgestellt werden.
Zuckerrüben in Direktsaat und Sommergerste bei konservierender
Bearbeitung im Praxisvergleich ergaben deutlich niedrigere Erträge im
Vergleich zur Pflugbearbeitung.
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