Einfluss langjährig differenzierter Düngung auf Ertrag und Qualität
von Winterweizen und Sommergerste. Standortvergleich Berlin (D) - Tartu
(EST).
Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades Doctor rerum
agriculturarum (Dr. rer. agr.) an der Landwirtschaftlich-Gärtnerischen
Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin
Osman Erekul
Datum der Promotion: 4. 7. 2000
ISBN 3-89712-923-X
Cuvillier Verlag Göttingen
Zusammenfassung
Gegenstand dreijähriger Untersuchungen war die Ertragsbildung und
Produktqualität von Winterweizen und Sommergerste unter dem Einfluss
von Standort, Jahreswitterung, organischer und mineralischer N-Düngung.
Dazu standen die Internationalen organischen
Stickstoff-Dauerdüngungsversuche in Berlin-Dahlem (Deutschland) und
Tartu (Estland) zur Verfügung.
Die organische und mineralische N-Düngung hatte einen starken, von der
Jahreswitterung modifizierten Einfluss auf Ertragsbildung und
Kornertrag von Winterweizen. Dabei wirkte sich die Jahreswitterung am
stärksten aus, gefolgt von der mineralischen N-Düngung und der
organischen Düngung.
Aufgrund geringerer Temperaturen zu Vegetationsbeginn und des über
Winter gespeicherten Wasservorrates war dem Winterweizen meistens die
Möglichkeit gegeben, reichlich Ährchen/Ähre und Triebe zu bilden.
Trockenperioden in der Hauptwachstumszeit verursachten vor allem bei
Bestandesdichte und Kornzahl/Ähre starke Reduktionen.
Die organische Düngung in Form von "Stallmistdüngung" und "Stroh-,
Grün-, Rübenblattdüngung" führte beim Winterweizen zu signifikanten
Mehrerträgen, wobei sich deutliche Unterschiede in den Varianten ohne
Mineral-N realisierten.
Hohe Erträge bei Winterweizen wurden nur mit mineralischer N-Düngung
erreicht. Dabei ist der standortspezifische Höchstertragsbereich trotz
beachtlichen Einflusses der Witterung bereits mit einer N-Düngung von
60 kg/ha erreicht worden. Höhere N-Mengen hatten nur noch geringe
Ertragszunahmen zur Folge, wobei im Düngungssystem "Stroh-, Grün-,
Rübenblattdüngung" in der höchsten N-Stufe leichte Ertragsdepressionen
auftraten. Hinsichtlich der größeren Differenzierung in der
mineralischen N-Düngung ist davon auszugehen, dass eine N-Menge
zwischen 60 und 110 kg/ha am Standort Berlin-Dahlem als
standortangepasst angesehen werden kann. Die mäßige Ausnutzung der
höheren N-Stufen ist vorwiegend auf Wasserdefizite in der
Hauptwachstumszeit zurückzuführen.
Die Backqualität der B-Weizensorte Ares war primär von der
mineralischen N-Düngung abhängig. Die Sollwerte für Qualitätsweizen und
Brotweizen wurden überwiegend erst mit 110 bzw. 160 kg/ha
Mineral-N-Düngung erreicht. "Stallmistdüngung" und insbesondere
"Stroh-, Grün-, Rübenblattdüngung" verbesserte die Backqualität des
Weizens im Mittel der Jahre sowohl in den Varianten ohne Mineral-N als
auch in Kombination mit der mineralischen N-Düngung.
Bei der Sommergerste kam der Einfluss der Jahreswitterung im Vergleich
zum Winterweizen noch deutlicher zum Ausdruck. Die zwischen den
Versuchsjahren bis zu 16,1 dt/ha (51,3 %) starken Schwankungen im
Kornertrag beruhten auf Winterungsextremen in Wachstums- und
Entwicklungsphasen der Sommergerste. Infolge Trockenperioden, die
insbesondere durch Wasserdefizite in der Blütenbildungsphase verursacht
wurden, traten starke Reduktionen in der Ährchenzahl bzw. in der
Kornzahl je Ähre auf. Ähnlich wie beim Winterweizen brachte die
organische Düngung statistisch gesicherte Mehrerträge, die vor allem in
Varianten ohne Mineral-N zum Vorschein kamen. Zwischen den beiden
organischen Düngungssystemen ergaben sich dabei keine bedeutenden
Unterschiede.
Die mineralische N-Düngung führte bei der Sommergerste bis zu 80 kg/ha
N zu einem statistisch gesicherten Ertragszuwachs, während eine höhere
N-Düngung unproduktiv war. Von der differenzierten mineralischen
N-Düngung wurde wie beim Winterweizen am stärksten die Bestandesdichte
(Ähren/m2) beeinflusst. Die mäßige Zunahme der Kornzahl/Ähre
dürfte auf die bekannten konkurrenzbedingten Negativkorrelationen
zurückzuführen sein.
Die Untersuchungen zum Einfluss der unterschiedlichen Standorte Tartu
und Berlin zeigten, dass die Kornerträge von Sommergerste im
achtjährigen Mittel bei gleichgerichtetem Düngungseinfluß am Standort
Tartu trotz niedrigerer Temperaturen und kürzerer Vegetationszeit um
bis zu 25 % höher waren als am Standort Berlin. Dies beruhte auf
höheren Bestandesdichten, vor allem auf größeren Kornzahlen je Ähre.
Ursache dafür waren eine ausgeprägte Langtagwirkung und eine längere
tägliche Assimilationsdauer von bis zu 3,2 Stunden während der
Ährchenanlage und -reduktion.
Aus den Untersuchungen zur Brauqualität der Sommergerstensorten
Elo und Baronesse ergab sich, dass bei der
Futtergerstensorte Barnoesse die meisten Brauqualitätsparameter
nur bis zu einer Mineral-N-Düngung von 40 kg/ha eingehalten werden
konnten. Demgegenüber waren in Tartu mit der Braugerstensorte
Elo mineralische N-Gaben bis zu 80 kg/ha ohne wesentliche
Qualitätseinbussen möglich.
Summary
The yield formation and crop quality of winter wheat and spring
barley under the influence of different locations, annual weather
conditions, and organic and mineral N fertilisation were studied in a
period of three years. For these investigations the international
organic nitrogen long-term trials in Berlin-Dahlem (Germany) and Tartu
(Estonia) were available.
The organic and mineral N fertilisation had a distinct influence on
yield formation and grain yields of winter wheat, though modified by
annual weather conditions. Weather conditions had the greatest effect
followed by the mineral N fertilisation and organic
fertilisation.
Due to low temperatures at the beginning of the growing season and
soil available water in winter, the winter wheat had good conditions to
develop ample spikelets/ear and tillers. Dry periods during the main
growing season mainly reduced crop density and number of kernels per
ear.
Organic fertiliser applied as "farm yard manure" and "green, straw,
plus sugar beet leaf manure" significantly increased yields of winter
wheat, especially in combinations without mineral N
fertilisation.
Higher winter wheat yields were could only be achieved when mineral N
fertiliser was applied. The site specific highest yields were always
achieved with a mineral N fertiliser amount of 60 kg/ha despite the
considerable influence of weather conditions. Greater N fertiliser
amounts resulted in minor yield increases and in the fertiliser systems
"straw, green, plus beet leaf manure" in combination with the highest
mineral N fertiliser application led to yield depression. Considering
the effects of the applied rates of mineral N fertiliser, it can be
assumed that the site specific optimum rate of mineral N fertiliser in
Berlin-Dahlem lies between 60 and 100 kg/ha N. The moderate utilisation
of higher mineral N fertiliser rates was mainly caused be the water
deficit in the main growing season.
The backing quality of the B wheat variety Ares was primarily
influenced by the mineral N fertilisation. The standard value for
quality wheat and bread wheat only achieved when 110 or 160 kg/ha N was
applied. "Farm yard manure" and especially "green, straw, plus beet
leaf manure" had a positive effect on grain quality in the variants
without and in combination with mineral N fertiliser applied.
Compared with winter wheat weather conditions had a greater impact on
spring barley. Differences in yields amounting to 16,1 dt/ha (52,3 %)
between the experimental years can be attributed to extreme weather
conditions in the growing season of the spring barley. Dry periods in
the flowering period of the spring barley caused high reductions of the
spikelets and kernels per ear.
Similarly as with winter wheat the organic fertilisation led to
significantly higher yields, which were clearest in the variant without
mineral N fertiliser applied. The two organic fertiliser variants
showed not differences.
Mineral N fertiliser amounts of up to 80 kg/ha increased yields
significantly, higher amounts were unproductive. As with winter wheat
various mineral N fertiliser amounts had the greatest impact on crop
density (ears/m2). The minor increase in kernels/ears can be
attributed to the known negative correlation between competing yield
components.
Investigations concerning the influence of the sites Tartu and Berlin
show that grain yields of spring barley in the same fertiliser system
are 25 % higher in the mean value of eight years despite the lower
temperatures and shorter growing season in Tartu compared with Berlin.
This was attributed to the higher crop density and especially to higher
numbers of kernels per ear. Which may have been caused by the
pronounced long day effect which led to longer daily assimilation
duration of up to 3,2 hours during the ear formation and
reduction.
The assessment of the backing quality of the spring barley varieties
Elo and Baroness showed that the fodder barley variety Baroness reached
the required brewing quality values with amounts of mineral N
fertilisers not exceeding 40 kg/ha. At Tartu mineral N fertiliser
amounts of 80 kg/ha given to the brewing barley variety Elo had no
negative effects.
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