Einfluss der Nutzung auf Bodenfruchtbarkeitsparameter,
Humushaushalt und Regenwurmaktivität, und deren Beziehung zur
Ertragsfähigkeit sandiger Böden in Brandenburg.
Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades Doctor rerum
agriculturarum (Dr. rer. agr.) an der Landwirtschaftlich-Gärtnerischen
Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin
Dipl.-Ing. agr. Stefanie Krück
Datum der Promotion: 11. 11. 1999
ISBN 3-8265-4670-9
Shaker Verlag
Zusammenfassung
Mit den Untersuchungen wurde das Ziel verfolgt, Kenntnisse über den
Einfluss verschiedener Fruchtfolge- und Bodenbearbeitungssysteme auf
die Bodenfruchtbarkeitsparameter Humushaushalt, Regenwurmaktivität und
Aggregatstabilität sandiger Böden zu gewinnen und diese quantitativ
einzuschätzen. Weiterhin ist die Ertrags- und Qualitätsbildung von
Kulturpflanzen mit und ohne mineralische N-Düngung betrachtet und die
Beziehung zwischen Bodenfruchtbarkeit und Ertragsfähigkeit bewertet
worden. Mit den drei Untersuchungsstandorten, dem Feldversuch
"Bodennutzungssysteme" der pflanzenbaulichen Versuchsstation in
Blumberg und der jeweils einer Fläche der Landwirtschaftsbetriebe
Landwirtschafts-GmbH & Co KG Brodowin und Thaerhof Möglin
Agrar-GmbH, war es möglich, differenzierte Bewirtschaftung und
unterschiedliche Standortbedingungen zu berücksichtigen. Im Feldversuch
"Bodennutzungssysteme" sind die Untersuchungen in vier Fruchtfolgen
(Getreidefruchtfolgen mit unterschiedlichen Blattfrüchten: Kleegras zur
Brachebegrünung, zweijähriges Kleegras zur Futternutzung, Silomais,
Kartoffeln) und zwei Bodenbearbeitungssystemen (konventionelle
Bodenbearbeitung mit dem Pflug, konservierende Bodenbearbeitung mit dem
Grubber) durchgeführt worden.
Verschiedene Bodennutzungssysteme führten zu deutlich differenzierten
Corg-, Cums und Nt-Gehalten, aber nur
zu einer geringen Differenzierung im Chwl-Gehalt. Neben der
quantitativen Veränderung im Humushaushalt deuteten sich anhand der
Huminstoffe qualitative Unterschiede an. Die Veränderung im
Humushaushalt war fruchtfolgebedingt von der menge an zugeführter
organischer Primärsubstanz und in geringerem Maße
bodenbearbeitungsbedingt durch die unterschiedliche Schichtung im Boden
gekennzeichnet. Die heterogenen Bodenbedingungen der
Untersuchungsstandorte führten zu größeren Differenzen im Humushaushalt
als die durch Bewirtschaftungsmaßnahmen bewirkten.
Bei den Regenwurmpopulationen waren Unterschiede zwischen den
Standorten im Artenspektrum zu finden, die sowohl durch die
Bewirtschaftung als auch durch die heterogenen Bodenbedingungen zu
erklären sind. Der Regenwurmbesatz konnte in erster Linie durch die
Fruchtfolgen beeinflusst werden. Eine Reduzierung der
Bodenbearbeitungsintensität wirkte sich besonders in Fruchtfolgen mit
größeren Mengen an Ernte- und Wurzelrückständen günstig aus. Als primär
limitierend für die Regenwurmaktivität ist auf diesen Standorten die
Nahrungsgrundlage anzusehen. Bodenunterschiede führten zu Differenzen
im Regenwurmbesatz, welche in ihrer Größenordnung mit
Bewirtschaftungsunterschieden vergleichbar waren.
Mit einem höheren Humusgehalt und einer größeren biologischen
Aktivität war eine Strukturverbesserung auf den sandigen Böden
verbunden. Der Anteil wasserstabiler Aggregate wurde auch durch die
Bodenbearbeitung deutlich beeinflusst mit höheren Werten nach
flach-lockernder gegenüber konventioneller Bearbeitung mit dem
Pflug.
Zur quantitativen Bewertung bewirtschaftungsbeeinflusster
Bodenfruchtbarkeitsparameter diente der Vergleich ackerbaulicher
Nutzung ("Ist-Werte") mit den Werten einer Referenzfläche, wozu eine
langjährige Dauergrünbrache genutzt wurde ("Soll-Werte") als potenziell
mögliches Niveau).
Gegenüber Dauergrünbrache ist das Bodenfruchtbarkeitsniveau unter
Ackernutzung bezüglich aller Parameter vermindert. Besonders deutlich
zeichnete der Regenwurmbesatz. Durch entsprechende
Bewirtschaftungsmaßnahmen ist eine Annäherung an die "Soll-Werte"
möglich. In einer Getreidefruchtfolge wirkte sich die einjährige
Bodenruhe unter Grünbrache, in der hohe Mengen an organischer Substanz
dem Boden zugeführt wurden, am günstigsten aus. Mit dem Vergleich
mittlerer Relativwerte der Bodenfruchtbarkeitsparameter konnten für
diese in einer ersten Annäherung Größenordnungen für verschiedene
Bewirtschaftungssysteme angegeben werden. Eine Einschätzung über den
Einfluss verschiedener Bodennutzungssysteme auf die Bodenfruchtbarkeit
war hierdurch für den Standort Blumberg möglich.
Neben der Bewirtschaftung sind Bodenunterschiede für die Ausprägung
der Bodenfruchtbarkeit maßgebend. Die zunehmende Bodengüte der
Standorte Blumberg, Möglin und Brodowin ist in einer Zunahme im
Humushaushalt und in der Regenwurmaktivität zu erkennen. Dieser
Zusammenhang war aber auch innerhalb der heterogenen Flächen der
Landwirtschaftsbetriebe zu finden, wobei die Textur, Parameter des
Humushaushalts sowie des Regenwurmbesatzes zu Gruppen unterschiedlicher
Ausprägung zusammengefasst werden konnten. Eine Einschätzung der
Bodenfruchtbarkeitsparameter war deshalb nur beschreibend mit "günstig"
oder "ungünstig" möglich.
Pflanzenentwicklung und Ertrag waren in ersten Linie von der
mineralischen N-Düngung geprägt. Ist auf eine mineralische N-Düngung
verzichtet worden, so zeigte sich eine deutliche Beziehung zwischen den
Erträgen bzw. in geringem Maße auch den Rohproteingehalten und der
Fruchtbarkeit einzelner Bodennutzungssysteme. In Fruchtfolgen mit
Kleegras und insbesondere in der Grünbrache-Fruchtfolge konnten bereits
ohne mineralische N-Düngung vergleichsweise hohe Winterweizenerträge
und Rohproteingehalte erreicht werden. Diese sind durch eine
Mineral-N-Düngergabe von 80 kg/ha relativ wenig erhöht worden. In der
Silomais- und Kartoffel-Fruchtfolge war aufgrund des niedrigen
Bodenfruchtbarkeitsniveaus die bodenbürtige Stickstoffversorgung für
eine tolerierbare Ertragsleistung nicht ausreichend. Kleinräumige
Unterschiede in der Bodenfruchtbarkeit hatten auf den Flächen der
Landwirtschaftsbetriebe eine ungleiche Bestandesentwicklung zur Folge.
Die konservierende Bodenbearbeitung erwies sich gegenüber der
konventionellen Bodenbearbeitung häufig als ungünstiger.
Günstige Bedingungen bei der Bodenfruchtbarkeit, sowohl
bewirtschaftungs- als auch bodenbedingt, erhöhten die Kornzahl je Ähre
was auf einen positiven Einfluss auf die ertragslimitierende generative
Entwicklungsphase des Winterweizens hinweist. Hiermit ist eine
Möglichkeit gegeben, die Anbausicherheit dieser Fruchtart zu erhöhen
und den Input an mineralischer N-Düngung zu reduzieren. Mit dem Ansatz
der linearen Korrelation konnten die Beziehungen zwischen den
Unterschieden in der Bodenfruchtbarkeit und der Ertrags- und
Qualitätsbildung nicht beschrieben werden. Es deutete sich jedoch an,
dass mit der Regenwurm-Individuengeschichte und -Biomasse die
Ertragsfähigkeit unterschiedlicher Bodennutzungssysteme beurteilt
werden kann. Insgesamt zeigt sich, dass auf sandigen Böden eine
deutliche Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit und Ertragsfähigkeit
bereits nach einer vergleichsweise kurzen Zeit erreicht werden kann.
Diese Erkenntnis kann für nachhaltige und umweltschonende
Bodennutzungssysteme genutzt werden.
Summary
The aim of the study was to gain knowledge of the effect of crop
rations and tillage systems on the components of soil fertility, soil
organic matter, earthworm activity, and soil aggregate stability, and
to quantify these effects. Furthermore, crop yields and crop quality
were estimated in variants with and without mineral N-fertiliser
applied, and the correspondence between soil fertility and plant
productivity assessed. With three sites, the field experiment
"Cultivation systems" of the experimental site for plant production,
Humboldt-University of Berlin, in Blumberg and on-farm sites in the
"Landwirtschafts-GmbH & Co KGG Brodowin" and "Thaerhof Möglin
Agrar-GmbH", different cultivation systems and soil conditions were
taken into consideration. With the field experiment "Cultivation
systems" investigations were carried out in four crop rotations (grain
crop rotations with varying leaf crops_ grass-clover fallow,
grass-clover used two years as fodder, silage maize, potatoes) and two
tillage systems (conventional tillage with the plough, conservation
tillage as tined cultivation).
Varying cultivation systems led to clear differences in the contents
of organic carbon, labile carbon, and total nitrogen, but only to
slight differences in hot water soluble carbon content. In addition to
the quantitative variation, humic substances indicate a differentiation
in soil organic matter quality. Alterations in soil organic matter were
induced by the input of organic matter in crop rotations, and to a
lesser extent by the distribution in the soil through tillage methods.
Heterogeneous soil conditions on the farm sites led to greater
differences in soil organic matter content than those which could be
induced by cultivation methods.
Distinct earthworm communities were found on the three sites.
Differences in species numbers resulted from cultivation methods as
well as heterogeneous soil conditions. The size of earthworm
populations were effected primarily by crop rotations. Reduction in
tillage intensity especially had a positive effect primarily by crop
rotations. Reduction in tillage intensity especially had a positive
effect in crop rotations with greater amounts of plant residue
available. Main limiting factor for the development of earthworm
populations on these sites was the food supply. Soil differences led to
a variation in earthworm populations of the same magnitude as
cultivation methods.
With grater amounts of soil organic matter, and a more intensive
biological activity, a better soil structure was achieved on these
sandy soils. Soil aggregate stability was also clearly effected by
tillage, with higher values after reduced tillage as compared to
tillage with the plough.
For the quantitative classification of soil fertility parameters
effected by cultivation, agricultural systems (actual value) were
compared with a long-term seeded fallow as reference site (target value
as potentially possible level). The level of the soil fertility
parameters was always lower under cultivation than under the long-term
seeded fallow. Earthworm populations showed the clearest differences.
With appropriate cultivation methods shortcomings in terms of target
values can be reduced. In a grain crop rotation one year of undisturbed
soil under seeded fallow and high amounts of plant residue returned to
the soil had the greatest effect. With the comparison of the mean
relative values of the soil fertility parameters, first estimations of
magnitude could be assessed values in different cultivation systems
could be given for the site in Blumberg.
Apart from the cultivation, soil conditions had an influence on the
components of soil fertility. Increase in soil organic matter and
earthworm activity. This context could also be found on the
heterogeneous on-farm sites. Soil texture, soil organic matter, and
earthworm populations could be grouped together in clusters with
similar values. An estimation of the level of soil fertility was only
descriptively possible with "favourable" or "unfavourable".
Plant development and yields were mainly affected by mineral
N-fertilisation. Nevertheless, if deprived of mineral nitrogen,
cultivation systems showed clear interactions between yields, an to a
lesser extent crude protein content, and soil fertility. In crop
rotations with grass-clover, and especially in the rotation with
grass-clover fallow, yields of winter wheat and crude protein content
were relatively high without mineral nitrogen applied. Both were
increased only marginally by applying 80 kg/ha N. In rotations with
silage maize and potatoes, low soil fertility and therefore soil bound
nitrogen supply, was not enough to achieve acceptable yields.
Differences in soil fertility led to uneven crop development on the
farm sites. Conservation tillage was often unfavourable as compared to
conventional tillage.
A higher level in soil fertility, caused by cultivation methods or
soil conditions, increased the number of kernels per ear, indicating a
positive effect on the yield limiting generative development phase of
winter wheat. Herewith a possibility is given to improve the
cultivation of this crop and to reduce the input of mineral nitrogen.
The interactions between differences in soil fertility and crop yields
an quality could not be described by linear correlation. The
significant correlation between earthworm numbers, biomass, and plant
yields suggest that earthworm populations can serve to assess the
productivity of cultivation systems.
Overall it could be shown that soil fertility and crop productivity of
sandy soils can be improved in a relatively short period of time. This
knowledge can be useful in the context of planning sustainable and low
input cultivation systems.
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