Humboldt-Universität zu Berlin - Albrecht Daniel Thaer-Institut für Agrar- und Gartenbauwissenschaften

Urbanisierung

Projektfragen

 

Das Themenfeld

Etwa im Jahr 2007 überstieg die Anzahl der Menschen, die in Städten leben, erstmals die Bevölkerung in ländlichen Regionen. Es ist zu erwarten, dass sich dieser Prozess der Verstädterung - insbesondere in Entwicklungsländern - zukünftig noch beschleunigen wird.

Abb.: Malte Müller
Megacities stellen nicht nur eine Herausforderung für den Verkehr dar: Straßenszene aus der südindischen Stadt Hyderabad

Bildquelle: Malte Müller

Die zunehmende Verstädterung zeigt zwei verschiedene Gesichter. Auf der einen Seite steht sie für Modernität und die Möglichkeit, öffentliche Güter (sauberes Wasser, Energie, Bildung Transport) einer breiten Bevölkerung zukommen zu lassen.  

Auf der anderen Seite ist sie – besonders in den Ländern des Südens - auch mit einem bedrohlichen Szenario verbunden. So hat das Wachstum der in den sogenannten Mega-Cities in der Zwischenzeit zu Größen geführt, die eine nachhaltige, zielorientierten politische Steuerung kaum noch zulässt. Mangelnde Infrastruktur, fehlenden Versorgungsleistungen für die arme Bevölkerung, damit verbundene soziale Konflikte und immense  Umweltprobleme bieten gesellschaftlichen Sprengstoff und stellen enorme Herausforderungen für die zukünftige Entwicklung dieser Städte dar.

Die Frage, wie solche Agglomerationen zukünftig regiert werden können, welche Regeln und Institutionen dafür notwendig sind und wie sie sich zudem den veränderten Klimabedingungen anpassen können, sind zentral für die weitere wirtschaftliche und soziale Entwicklung dieser Länder. Historische Erfahrungen aus den Industrieländern können hier nur bedingt einen Beitrag zur Lösung dieser Probleme leisten.

Die Abwanderung aus ländlichen Regionen in die Städte zeigt aber auch, wie weit der Prozess der Urbanisierung gleichzeitig die Lebensbedingungen in ländlichen Regierungen berührt. Lösungen für urbane Probleme müssen deshalb auch immer die Stadt-Land-Beziehungen mitdenken.

Neben der Frage einer guten Regierungsführung (Good Governance) stellt sich aus Sicht der Agrarwissenschaften die Frage, welchen Beitrag die urbane und peri-urbane Landwirtschaft für eine bessere Versorgung der Bevölkerung und speziell der armen Bevölkerung leisten vermag. Insbesondere ist zu hinterfragen, ob unter den Bedingungen einer zunehmenden Umweltverschmutzung überhaupt urbane Produktion einen wesentlichen Beitrag zur Versorgung der Bevölkerung mit gesunden und preiswerten Lebensmitteln leisten kann.

Sowohl in den großen Städten des Südens als auch des Nordens wächst darüber hinaus das Bewusstsein, dass Parkanlagen und landwirtschaftliche Produktion wesentlich zu einer Verbesserung der Lebensbedingungen ihrer Einwohner beitragen können.