Humboldt-Universität zu Berlin - Albrecht Daniel Thaer-Institut für Agrar- und Gartenbauwissenschaften

Wie organisieren wir die Stromversorgung in Megacities wie dem indischen Hyderabad und welche Rolle können Genossenschaften hierbei spielen?

SHP Logo wÜber 60 Prozent der Bevölkerung des indischen Bundesstaats Andhra Pradesh leben von der Landwirtschaft. Besonders die Region um die rasant wachsende Hauptstadt Hyderabad wird intensiv landwirtschaftlich genutzt. Durch zunehmende Dürre- und unregelmäßige Monsunperioden sind dort Millionen von Kleinbauern auf die Bewässerung ihrer Felder über elektrische Pumpen angewiesen. Den Strom liefert die Regierung als Beitrag zur Ernährungssicherung und ländlichen Entwicklung. Die wachsende Metropole konkurriert mit der umliegenden Landwirtschaft zunehmend um Strom und Wasser. Hohe Spannungsschwankungen, ein instabiles Stromnetz und der enorme Stromverbrauch Hyderabads gefährden die Lebensgrundlage der Bauern und die Nahrungsmittelversorgung.

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  Bildquelle: Malte Müller

Das Pilotprojekt „Sustainable Hyderabad“ unter Leitung des HU-Professors Markus Hanisch erprobt die genossenschaftliche Einführung von technischen Verbesserungen an den Pumpen mit denen bis zu 16% Strom gespart werden können. Zum einen können die Bauern damit selbst zur Verbesserung der Stromqualität und Energieeffizienz beitragen. Zum anderen ändert sich mit diesem Projekt der Status der Bauern weil ihre Zusammenarbeit zu handfesten ökonomischen Vorteilen für die Stromversorger führt. Sie avancieren von schlichten Subventionsempfängern für Strom zu organisierten Verbrauchergruppen, die ihre Ansprüche hinsichtlich guter Serviceleistungen tatsächlich geltend machen können. Allerdings funktionieren solche Lösungen nur, wenn alle Bauern mitmachen, die Stromversorger Vorteile einräumen, die Nutzer die Anlagen überwachen und sich alle auch regelmäßig an Weiterbildungen beteiligen. Das Management von Abhängigkeiten technischer Innovationen von organisatorischem Fortschritt bildet ein Kernpunkt des Forschungsinteresses der Berliner Wissenschaftler. Dabei kommen Genossenschaften als Organisationsform, in der die Bauern ein Mitspracherecht genießen und mit der entsprechende Investitionen auch in der Zukunft von den Nutzern aufgebracht werden können, eine besondere Rolle zu.

Das Institut für Genossenschaftswesen an der Humboldt-Universität zu Berlin und das Fachgebiet Kooperationswissenschaften erproben derzeit mit ca. 400 indischen Kleinbauern ein genossenschaftliches Modell, mit dem die Bauern durch kollektives Handeln die Stromversorgung verbessern und untereinander koordinieren können. Dadurch erreichen sie eine bessere Nutzung des Pumpenstroms, ein stabileres Stromnetz, eine Einsparung von 16% der Energie und eine bessere Servicequalität seitens der Energieversorger.

 

 

Dieses Projekt wird Ihnen präsentiert vom Institut für Genossenschaftswesen/dem Sustainable Hyderabad Projekt