Humboldt-Universität zu Berlin - Ressourcenökonomie

Erschöpfung fossiler Energieträger, Bereitstellung erneuerbarer Energien

Die Ölreserven werden zunehmend abgebaut. Das Fördermaximum scheint überschritten (Energie Watch Group 2008) und die Versorgungssicherheit zunehmend in Frage gestellt (IEA 2009). Gleichzeitig ist die Kapazität der Atmosphäre zur Aufnahme von Treibhausgasen Aufnahmekapazität begrenzt, wenn der Klimawandel in kontrollierbaren Grenzen gehalten werden soll (IPCC 2007). Seit einigen Jahren scheinen erneuerbare Energien Lösungen im Sinne einer klimafreundlichen Erweiterung des Angebots zu bieten und stellen darüber hinaus auch ein bedeutendes Wirtschaftspotential dar.

In der akademischen und politischen Diskussion findet die Relevanz veränderter Energienachfrage, Lebensstile und Konsummuster sowie die Interaktion dieser Faktoren erst langsam eine zunehmende Beachtung. Die in diesem Zusammenhang wichtigen Konfliktdimensionen der Ressourcennutzung wurden erst mit der wachsenden Verbreitung erneuerbarer Energien deutlich. Sie reichen von Konkurrenzen der Sonnen-, Wind-, Erdwärme- und Bioenergienutzung und den Produktionsfaktoren ihrer Gewinnung (Wasser, Boden, Erd- und Gesteinsschichten, Energie, Wissen) über komplexe Verdrängungseffekte und Risikofragen bis hin zu forschungspolitischen Fragen. Beispielsweise beansprucht die Biomasseproduktion für die Energieerzeugung solche Produktionsfaktoren, die auch für die Nahrungsmitteproduktion gebraucht werden (z.B. Land und Wasser), wodurch Substitutionseffekte hervorgerufen werden. Sie erfordert ebenfalls intensive landwirtschaftliche Produktionsmethoden, verbunden mit einem hohen Einsatzniveau von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln. Ferner kommt es durch Verzerrungen der Agrarpreisrelationen zu Einkommensungleichheiten. Solche Interdependenzen ergeben sich aus den spezifischen Eigenschaften der hier tangierten naturbezogenen Transaktionen, die der geeigneten Institutionen (Gebilde von Regeln) zu unterwerfen sind.

Gesteigerte Energieeffizienz und mehr erneuerbare Energien gelten ferner als ein Mittel den Klimawandel, da hiervon eine Verringerung des Ausstoßes an Treibhausgasen an (besonders Kohlenstoffdioxid, Methan und Lachgas) erwartet wird. Allerdings lässt eine Umlenkung von Agrarprodukten - oder Produktionsfaktoren, die der Agrarproduktion dienen - in die Bioenergieerzeugung keine unmittelbare Aussage darüber zu, ob sich dadurch tatsächlich der Treibhausgasausstoß vermindert. Das geminderte Lebensmittelangebot hinterlässt eine nicht abgedeckte Nachfrage, worauf andere Anbieter mit Produktionszuwächsen reagieren, womöglich in Ländern mit weniger nachhaltigen Produktionstechniken. Welche Einsatzmengen an fossilen Energieträgern und an Emissionen von Treibhausgasen wie damit verbunden sind und ob dies die o.g. Treibhausgasreduzierung über- oder unterkompensiert, ist eine offene Frage. Da ferner eine Minderung der Nahrungsmittelmenge auf der Welt angesichts der Welternährungsprobleme moralisch kaum vertretbar ist, stellt sich die weitere Frage, ob sich die Erzeugung von Bioenergie der Norm unterwerfen sollte, dafür nur solche Biomasse zu verwenden und nur solche natürlichen Ressourcen wie Land und Wasser einzusetzen, die weder direkt noch indirekt der menschlichen Ernährung dienen können und nicht zu Lasten der Welternährung gehen.

Die Arbeiten des Fachgebietes Ressourcenökonomie konzentrieren sich auf die Wechselwirkungen zwischen Ressourcennutzungen und der Herausbildung und Gestaltung formaler Handlungsrechte ebenso wie informeller Nutzungsregeln.

 

Diese Problemdimension wurde in  folgenden Forschungsprojekten behandelt:

  • MEGACITY 2
    Klima und Energie in einem komplexen Transformationsprozess zur Nachhaltigkeit in Hyderabad. Vermeidungs- und Anpassungsstrategien durch institutionellen Wandel, Governance-Reformen sowie veränderte Lebensstile und Konsummuster

Grundmann, Philipp

Institutionen der Biomasse- und Bioenergieproduktion im Wandel

Anggraini, Eva

Institutionelle und wirtschaftliche Analyse des Landnutzungswandels zur Palmöl-Produktion in Indonesien

Bhatt, Brijesh

Governance-Strukturen zur Verbesserung der Energieeffizienz in der Elektrizitätsverteilung zur Bewässerung in Andhra Pradesh

Chaliganti, Raghu

Governance von Biokraftstoff-Plantagen auf Ödland in Indien: Institutionen und Nachhaltigkeit

Ehlers, Melf-Hinrich

Diffusion landwirtschaftlicher Bioenergienutzung auf regionaler Ebene in Deutschland: Akteursmotivationen und institutioneller Wandel

Ghosh, Ranjan Kumar

Deregulierung, institutionelle Reformen und Effizienz der Stromerzeugung: Der Fall von Andhra Pradesh

Horam, Phungmayo

Analyse der Marktpotentiale und Regulierungen zur Förderung erneuerbarer Energien

Keutmann, Sarah

Die Rolle institutionellen Wandels für den nachhaltigen Anbau von Energiepflanzen. Das Beispiel der Agrarholzproduktion in Brandenburg

Kimmich, Christian

Koordination, Konflikte und Politik der Stromversorgung für Bewässerung in Südindien

Proestou, Maria

Institutionen, Neigungen und Urteilsbildung - Windenergie am Beispiel von Amorgos