Humboldt-Universität zu Berlin - Gender und Globalisierung

Ernährungs- und Mahlzeitensouveränität

 

Wie kann ein Ernährungssystem aussehen, welches sowohl in Einklang mit menschlichen als auch mit ökologischen Bedürfnissen steht? Diese Frage steht im Zentrum der Diskussionen rund um den durch La Via Campesina entwickelten Ansatz der Ernährungssouveränität. Mögliche Antworten sind im Rahmen dieses Ansatzes immer lokal eingebettet, denn Landwirtschafts- und Ernährungspolitik werden als Gestaltungsraum der sie jeweils betreffenden Gemeinschaften verstanden. Damit bietet Ernährungssouveränität einen ökologisch und sozial sensiblen Gegenpol zu den leider noch immer hegemonialen Ansätzen von Ernährungssicherheit. Folglich ist Ernährungssouveränität auch für die feministische Auseinandersetzung am Fachgebiet Gender und Globalisierung zentral, da so vergeschlechtliche Gesellschaftsstrukturen grundlegend in die Diskussion um ein nachhaltiges Ernährungssystem mit einbezogen werden können.

Zudem wird am Fachgebiet an einer Erweiterung des Ansatzes der Ernährungssouveränität gearbeitet – angelehnt an das Konzept der Mahlzeitenkulturen versuchen wir, Mahlzeitensouveränität als theoretisches und analytisches Konzept voran zu treiben. Mahlzeitensouverän bedeutet in der Lage zu sein, eine Mahlzeit nach den jeweiligen Bedürfnissen und Präferenzen zubereiten und genießen zu können. Ziel des Konzeptes ist es, Praktiken der Produktion und des Konsums miteinander ins Gespräch zu bringen und so auf ein relationales Verständnis des Ernährungssystems hinzuarbeiten. Mahlzeitensouveränität ist dabei sowohl von materiellen als auch von immateriellen Ressourcen abhängig. Somit rücken auch hier Fragen um gesellschaftliche Machtverhältnisse in ihrem Zusammenspiel mit ökologischen Faktoren in den Fokus. Aber auch Fragen rund um vergeschlechtlichte Arbeitsteilung, Zeit und Wissen spielen eine zentrale Rolle.