Kommunal, artenreich und gut gepflegt: Berufliche Aus- und Weiterbildung zur Förderung von Biodiversität am Beispiel von zwei Modellparks in Berlin
Projektübersicht
Der zunehmende Verlust der biologischen Vielfalt wurde von den Vereinten Nationen mit der Definition eines der globalen Nachhaltigkeitsziele (Nr. 15 „Schutz der Landökosysteme“) aufgegriffen. Die Regierungen sind aufgerufen, ihren Beitrag zur Erreichung dieses Ziels zu leisten.
Artenreichtum ist für Ökosysteme in mehrerlei Hinsicht wichtig: für die Produktion von Biomasse und ihre Resistenz gegenüber Umweltbelastungen und -veränderungen. Sie erbringen somit auch mehr Ökosystemdienstleistungen als weniger artenreiche Räume, etwa indem Böden mehr Regenwasser oder auch CO2 aufnehmen und speichern können.
Wenngleich Berlin mit über 20.000 unterschiedlichen Tier- und Pflanzenarten als die artenreichste Großstadt Europas gilt, ist durchschnittlich die Hälfte der Arten in den bislang untersuchten Artengruppen gefährdet. Insbesondere der Rückgang der deutschen Insektenfauna gilt als große Herausforderung.
Die Ursachen sind menschengemacht. Speziell in urbanen Räumen tragen die dichte Bebauung, Versiegelung, Grundwasserabsenkung, die Zerschneidung der Lebensräume, Erholungsdruck sowie naturferne Gestaltung und Pflege von Grünflächen zur Zerstörung von Lebensräumen und somit Arten bei. Dazu kommt oft fehlendes Wissen und Bewusstsein um die Bedeutung von Artenreichtum im städtischen Grün.
Das Modellprojekt zielte auf Professionalisierung zur nachhaltigen Entwicklung städtischer Grünflächen („artenreich und gut gepflegt“) im Dialog der Akteure. Im Rahmen der beruflichen Aus- und Weiterbildung sollten „Pflegende“ (Landschaftsgärtner*innen) und „Planende“ (Landschaftsarchitekt*innen), wo immer möglich gemeinsam, qualifiziert werden zur kooperativen Planung und Umsetzung artenreicher Grünflächen. Solche pflegeorientierte Grünflächenentwicklung stabilisiert und mehrt artenreiche Ökosysteme in Kommunen nachhaltig und trägt zum globalen Biodiversitätsziel bei.
Ziel war Professionalisierung auf mehreren Ebenen:
1.) Berufliche Aus- und Weiterbildung: Im Zentrum stand die Entwicklung von mindestens vier Modulen der beruflichen Aus- und Weiterbildung für Landschaftsgärtner*innen und Planer*innen: zwei Ausbildungsmodule im ersten bzw. dritten Lehrjahr, ein Weiterbildungsmodul für je ca. 20 Meister*innen / Techniker*innen sowie eine Weiterbildung für je ca. 15 Studierende der HU-Berlin und der Beuth-Hochschule. Vorgesehen waren jeweils mindestens zwei Tests. Das gesamte Bildungsprogramm wird im Internet (HU Berlin Webseiten) open Access zugänglich gemacht.
2.) Modellflächen in Berlin: Mindestens zwei Modellparks in Berlin sollten im Zuge der Bildungsmaßnahmen modellhaft entwickelt werden, hin zu funktionalen städtischen Grünflächen, deren bestehender Artenreichtum mit den vorhandenen Ressourcen der kommunalen Grünflächenpflege dauerhaft erhalten bzw. deren potenzieller Artenreichtum gefördert wird. Die Planung hierfür sollte im Rahmen der Bildungsmaßnahmen entstehen. Mit Implementierung dieser Pläne würde das Projekt u.a. einen direkten Beitrag leisten zum naturverträglichen Erhalt öffentlicher Grünanlagen ebenso wie dem Erhalt bzw. Mehrung der genetischen Vielfalt gebietsheimischer und stadttypischer Arten. Hierfür war es erforderlich, ein einfach gehaltenes Monitoring auf den Flächen zu etablieren.
3.) Erfahrungsaustausch/“Runder Tisch“: Die dritte Säule des Projektes ist der Erfahrungsaustausch zwischen den beteiligten und weiteren Expert*innen in einem mindestens halbjährlich tagenden Runden Tisch (je 20 Teilnehmende), der u.a. den Fortschritt der Bildungsmodule bewertet und gleichzeitig auch einen wichtigen Multiplikationseffekt bewirkt.
Die Verbreitung sollte über eine intensive (Fach-) Öffentlichkeitsarbeit erfolgen sowie professionelle Netzwerke der Projektpartner (u.a. Gartenamtsleiterkonferenzen). Angestrebt waren auch gezielte Impulse für eine curriculare Verankerung in regulären Ausbildungsgängen der beteiligten Bildungsinstitute.
Laufzeit: 30.11.2020 – 31.10.2024
Partner:
- Berliner Hochschule für Technik (BHT Berlin)
- Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau und Arboristik e.V. (LVGA), Großbeeren
- Peter-Lenné-Schule (Oberstufenzentrum Natur und Umwelt Berlin)
- Fachverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Berlin und Brandenburg e.V.
- Zentralverband Gartenbau e.V.
- Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt (SenMVKU)
- Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf, Straßen- und Grünflächenamt
Förderkennzeichen: 35887/01-44
Kontakt: Dr. Thomas Aenis