Projekt „Klimaangepasste Begrünung“
Überblick
Das Projekt wurde im Sommersemester 2018 mit einer Gruppe von 10 Studierenden an der Humboldt-Universität zu Berlin als „Studienprojekt“ getestet, ein Angebot im Regelstudium.
Es richtet sich vorrangig an Studierende in den Bachelor-Studiengängen „Gartenbau“, „Agrarwirtschaft“ oder ähnlichen aus dem Grünen Bereich.
Ziel ist die Auseinandersetzung mit dem Klimawandel und das Lösen eines konkreten Problems zur Klimaanpassung im Team, in diesem Fall ein Pflanz- und Pflegekonzept für die „Laube“ im Prinzessinnengarten.
Zukünftig wäre eine Übertragung auf Fortbildungsgänge in den Fachschulen, z.B. in Technikerklassen, zu prüfen.
Fortbildungsmodul
Ausgangssituation und Bedarf
Gerade für die Lösung komplexer Probleme mit einem hohen Maß an Unsicherheit wie der Klimawandel mit der Notwendigkeit, Klimaschutz- mit -Anpassungsmaßnahmen zu verbinden, sind Problemwahrnehmungs- und Problemlösungskompetenzen von zentraler Bedeutung. Gestaltungskompetenzen im Sinne der Bildung für Nachhaltige Entwicklung beinhalten dabei vor allem auch, dies gemeinsam in einem inter- oder sogar transdisziplinären Team zu tun. Die Fähigkeit, komplexe Probleme gemeinsam mit anderen zu lösen, ist keinesfalls als selbstverständlich gegeben, aber unabdingbar, da eine einzelne Person gar nicht allein über das notwendige Wissen und Kenntnisse verfügen kann. Damit wird gerade für die Entwicklung von Anpassungsmaßnahmen das Erfordernis deutlich, Probleme gemeinsam im Team zu analysieren, sich das erforderliche Wissen arbeitsteilig anzueignen und auszutauschen, und dann – ebenfalls gemeinsam und arbeitsteilig – in der Gruppe Lösungen zu entwickeln und ggf. zu implementieren.
Die Aufgabenstellung, ein Pflanz- und Pflegekonzept für die „Laube“ im Prinzessinnengarten, ergab sich während eines Projektmeetings in der „Laube“. Da es sich um einen innerstädtischen Extremstandort handelt, eine urbane Hitzeinsel, lag die Idee nahe, ein Studienprojekt mit der Thematik Klimaanpassung durchzuführen. „Studienprojekte von interdisziplinären Gruppen“ sind am Thaer-Institut der Humboldt-Universität zu Berlin ein bewährtes Format in den Master- und Bachelorstudiengängen. Kleingruppen von bis zu 15 Studierenden bearbeiten unter Anleitung eines oder mehrerer Lehrkräfte gemeinsam ein Problem und schreiben darüber einen Bericht. Wichtig sind in dem Zusammenhang die weitgehend selbstorganisierte Planung und Durchführung des gesamten Prozesses sowie regelmäßige Reflexionsphasen (bzw. Selbstevaluierungen).
An dem Studienprojekt nahmen 10 Studierende aus den BSc Agrarwissenschaften und Gartenbau der Humboldt-Universität zu Berlin und dem BSc Landnutzung der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde teil. Insofern war es nicht nur interdisziplinär sondern sogar inter-institutionell besetzt. Für Studierende der HU handelt es sich um ein Wahlpflichtfach, für Studierende der HNEE um ein Wahlfach.
Ziele
Studienprojekte zielen auf Kompetenz-Aneignung auf unterschiedlichen Ebenen: Neben Fachwissen sind es vor allem soft skills (Teamarbeit, Klientenorientierung, Rollenklärung) und Methodenkompetenzen, insbesondere im Bereich Projektplanung und –management: Planung, Selbstreflexion (Evaluierung) und Neuplanung selbstdefinierter Ziele und Aktivitäten. Dies ist verbunden mit einem klassischen Rollenwechsel der Lehrkräfte hin zur Prozessmoderation.
Im konkreten Fall war dies die Erarbeitung eines Konzeptes zur klimaangepassten Begrünung der „Laube“ im Prinzessinnengarten unter Abwägung
- der verschiedenen Ansprüche (potenzieller) Nutzer der Laube (Nutzenanalyse)
- der Standort- und Pflegeansprüche der Pflanzen unter zu erwartenden Bedingungen des Klimawandels (Standortanalyse)
- wirtschaftlicher Gesichtspunkte (Wirtschaftlichkeitsanalyse)
Mit anderen Worten: die Erarbeitung von Problemlösungen im Team, wobei verschiedene Ziele unterschiedlicher Nutzergruppen erkannt, bewertet und gegeneinander abgewogen, ggf. „verhandelt“ werden. Im Ergebnis sollte dann ein Pflanz- und Pflegeplan für die Laube entstehen, der möglichst realistisch, d.h. mit hohen Chancen zur Implementierung ist.
Programm (Überblick)
Das Projekt hat formal einen Umfang von 180 Stunden (h). Davon sind 120 „Selbstlernstunden“ und 60 „Kontaktstunden“, was den Studierenden mit 6 ECTS und den Lehrenden 4 Semesterwochenstunden (SWS) angerechnet wird. Die Kontaktstunden sind verteilt über ein Semester, also 15 Wochen á 4 LV (45 min).
Diese formalen Anforderungen mussten notwendigerweise flexibel gehandhabt werden, da sich das Projekt an der Zeitplanung und der Verfügbarkeit der Experten und der „Praxispartner“ orientieren musste.
Zeit | Aktivität |
---|---|
4 h |
Workshop: Einführung und Rahmenplanung |
40 h |
Kleingruppen: Situationsanalyse (Literatur, Interviews) |
4 h |
Workshop: Analyse-Ergebnisse, Planung |
4 h |
Exkursion & Theorie-Input |
30 h |
Kleingruppen: Konzepte (Ideen) |
4 h |
Workshop: Ergebnisse, Feedback, Planung |
40 h |
Kleingruppen: Konzepte (Entwurf) |
4 h |
Workshop: Konzepte, Pflanz- und Pflegepläne |
„Bauworkshop Prinzessinnengärten“ (freiwillige Teilnahme) |
|
Ergebnispräsentation (Posterausstellung) |
|
50 h |
Bericht |
Programm (Verlauf)
Grundsätzlich sollen sich die Studierende die Kompetenzen in Gruppen aneignen. Im Vordergrund stehen daher „partizipative“ Methoden, zur Förderung von Teamarbeit bzw. selbstständigem Erarbeiten von Aufgaben, die in der Gruppe geplant werden. Lehrkräfte geben nur den nötigsten Input. Dazu gehört eine Einführung in Grundsätze der Projektarbeit, zu den Rahmenbedingungen des Projektes, ggf. zum Stand des Wissens (besser durch externe). Die Hauptaufgabe ist die Prozessmoderation und Visualisierung der Planungsschritte: Problemanalyse, Ziele und Aktivitäten bestimmen, ggf. Gruppen bilden, Reflexion, Berichtsstruktur erarbeiten. Zusätzlich hat sich bewährt, Teilnehmende individuell oder in Kleingruppen zum Projektfortschritt bzw. später zum Bericht zu beraten.
Weiterhin hat sich bewährt, die Planung „vor Ort“ durchzuführen. Teilnehmer*innen erkennen bzw. „begreifen“ die Lage mit allen Sinnen und können sich direkt ein Bild von der Problemlage machen.
Zur Vorabinformation und Werbung von Teilnehmer*innen wurde das zwischen den Organisatoren abgestimmte Rahmenkonzept in Form einer „Ankündigung“ verfasst (Ankündigung).
Die partizipativen Methoden finden Sie hier.
Reflexion und Ansätze zur Optimierung
► Stärken
- Pflanz- und Pflegekonzepte lagen rechtzeitig vor
- Motivation + Engagement der meisten Teilnehmer*innen
- Selbstorganisation der Gruppe und Übernahme von Aufgaben (Protokoll, Konzepte)
- Selbstständiges Arbeiten, u.a. aufgrund einer sehr praktischen Aufgabe
- Selbstorganisiertes Lernen – relativ wenig Aufwand zur Anleitung, i.W. Prozessmoderation
- Feedback der Nutzer
- Bepflanzung wurde 1:1 umgesetzt
► Schwächen
- Wenige Teilnehmer*innen waren unmotiviert und engagierten sich eher als Trittbrettfahrer*innen, was dann verbunden war mit einer vergleichsweise hohen Fluktuation von ca. 1/3 der TN. Dies mag darin begründet sein, dass sich Bachelorstudierende noch orientieren, zeitliche Überschneidungen oder auch, dass einige den Arbeitsaufwand unterschätzten.
- Es gab Erfahrungsunterschiede der Studierenden. Studierende der HNEE waren deutlich praxiserfahrener als die der HU, einige waren bereits im zweiten Ausbildungsgang.
- Das Verfassen des Berichts verzögerte sich um einige Monate gegenüber der Planung. Dies lag vermutlich daran, dass sich das Projekt über die Sommersemesterferien hinzog. Sicherlich auch an grundsätzlichen Herausforderung in der Planung von Berichten ebenso wie im arbeitsteiligen Verfasen. Die späte Berichtsabgabe wurde im konkreten Fall von allen Seiten als unproblematisch angesehen, zukünftig wäre hier eine stringentere Moderation und klare Zeitvorgaben empfehlenswert.