Humboldt-Universität zu Berlin - Lehr- und Forschungsgebiet Beratung und Kommunikation

Vegetationsflächenpflege im Klimawandel

Übersicht

Der Bezirk Marzahn-Hellersdorf möchte Revierleiter*innen in diesem Bereich qualifizieren. Hierfür ist daher im Projekt in einem partizipativen Prozess eine Weiterbildungsreihe entwickelt und erprobt worden. Sie gliedert sich in vier ganztägige Module.  

Dieser Ansatz zielt darauf ab, das Thema Klimawandel in den Arbeitskontext der kommunalen Grünflächenpflege zu integrieren. Dies geschieht im Verbund mit der Einführung des Berliner Handbuchs Gute Pflege, welches einen Fokus auf ökologische Grünflächenpflege legt.

Die Weiterbildungsreihe richtet sich in einem ersten Pilotdurchlauf an Mitarbeiter*innen der Leitungsebene (Revierleiter*innen, einzelne Vorarbeiter*innen) von kommunalen Grünflächenämtern sowie die Mitarbeiter*innen von Fachbetrieben, die mit der Durchführung der Gartenpflege in öffentlichen Grünanlagen betraut sind.

 

 

Ausgangssituation und Ziele

In der Situationsanalyse des Projekts zeigte sich ein Bedarf an Weiterbildungsangeboten zur kommunalen Vegetationsflächenpflege, zum Berliner Handbuch Gute Pflege und zum Themenfeld „Klimaanpassung“ in der Grünflächenpflege. Der Bezirk Marzahn-Hellersdorf möchte Revierleiter*innen in diesem Bereich qualifizieren.

 

(Lern-)Ziele der Gesamtreihe sind: eine hohe Akzeptanz und Anwendungskenntnis des Berliner Handbuchs Gute Pflege bei den Teilnehmenden, Sensibilisieren und Kompetenzerweiterung im Bereich Klimaanpassung in der Grünflächenpflege sowie die Förderung von Motivation, Berufsstolz und Führungsqualitäten der teilnehmenden Fachkräfte.

Die Lernziele für Modul 3 sind wie folgt konkretisiert:
  • TN sind für die Herausforderungen des Klimawandels und Notwendigkeit von Klimaschutz und Klimaanpassung sensibilisiert,
  • haben Grundwissen zum Klimawandel, Folgen für Berlin und den Beruf und zu Anpassungsmaßnahmen,
  • können Klima-/witterungsbedingte Herausforderungen und Anpassungsansätze bewerten und Qualifizierungsbedarfe formulieren,
  • das „Handbuch Gute Pflege“ unter Klimawandel-Gesichtspunkten anwenden,
  • sich selbständig mit Themenfeld weiter auseinandersetzen und Gelerntes in der Praxis anwenden und
  • sind motiviert, sich damit auseinanderzusetzen und das Gelernte anzuwenden. 

 

Auf Basis der Bedarfsanalyse haben Vertreter der Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau und Arboristik e.V. (LVGA) und der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) das Programm und die Methodik geplant und Inhalte erstellt. Die testweise Implementierung fand an der LVGA mit teilnehmenden Revierleiter*innen des Bezirks Marzahn-Hellersdorf statt. Auf der Basis der Rückmeldungen und Beobachtungen in dieser Testphase entstanden schließlich Empfehlungen für eine verbesserte Modulversion.

 


Ablauf und Materialien  

Die Inhalte werden durch kurze Vorträge, an Hand von Fallbeispielen und praktischen Übungen (z.B. Erstellung von individuellen Pflegeplänen) anschaulich und praxisnah vermittelt. Dabei berichten die Referent*innen auch von ihren eigenen Praxiserfahrungen. Wichtige Elemente sind der Erfahrungsaustausch der Teilnehmenden untereinander und Zeit für informelle Gespräche (gemeinsame Anreise und Pausen), sodass die Teilnehmenden den Tag als etwas Besonderes erleben.

 

Tag 1

Zu Beginn wird das Handbuch und der rechtliche Rahmen vorgestellt. Mit einem Fallbeispiel üben die Teilnehmenden gemeinsam das Erstellen eines Pflegezeitplans anhand des Handbuchs und der DIN 18919. Dabei wird Zeit gegeben für Austausch und Diskussion zu Objektbewertung, Servicelevels, Pflegeklassen und Musterzeitwerten für die Pflege. Gesprächsrunden sind die hauptsächlich genutzte Methode der Vermittlung, bei der die Inhalte gemeinsam erarbeitet werden. 

Tag 2

Am zweiten Tag wird die Arbeit in Kleingruppen fortgesetzt und das Gelernte angewendet: Die Teilnehmer*innen definieren Instandhaltungsleistungen und -intervalle für die Grünfläche im Fallbeispiel. Die Ergebnisse werden im Plenum präsentiert und diskutiert. Es folgen Vorträge mit Diskussionen zu weiteren Aspekten des Handbuchs: Maschinen- und Personaleinsatz, Gefährdungsbeurteilungen, Dokumentation und Nachweis umgesetzter Maßnahmen. Auch die Möglichkeit, das Handbuch im Umgang mit Drittfirmen zu nutzen, wird behandelt. Der Tag wird abgeschlossen mit einer Zwischenreflexion und Feedback zu den beiden ersten Modulen. Die Teilnehmer*innen bekommen abschließend eine Aufgabe gestellt, in der sie das Gelernte zum Berliner Handbuch Gute Pflege und zu klimaangepasster Pflege bis zum nächsten Modul anwenden sollen - über die Erstellung von Pflegeplänen und die Umsetzung auf konkreten Pilotflächen.

Tag 3

Im dritten Modul liegt der Fokus auf dem Themenfeld „Klimawandel und Stadtgrün“. In der Einführung werden die Teilnehmenden für das Themenfeld und für die Bedeutung ihres Berufsstandes in diesem Kontext sensibilisiert. Grundkenntnisse zum Themenfeld werden in einem Vortrag mit anschließendem Erfahrungsaustausch entwickelt. In einem visualisierten Brainstorming setzen sich die Teilnehmenden gemeinsam mit den Folgen des Klimawandels für ihre Arbeitsrealität auseinander. Dabei stellen alle Teilnehmer*innen einzeln ihre Überlegungen dazu vor der Gruppe kurz vor. Dies wird vertieft in einem Vortrag zu den Folgen des Klimawandels für den Garten- und Landschaftsbau, mit konkreten Beispielen aus der Praxis.

Anschließend werden in einem einführenden Brainstorming Ideen für Anpassungsmöglichkeiten der Grünpflege an den Klimawandel gesammelt. Auch hier präsentieren alle Teilnehmer*innen der Gruppe einzeln ihre Überlegungen. In einem Vortrag mit Diskussion werden solche Anpassungsmaßnahmen aus theoretischer und Praxis-Perspektive vertiefend erörtert (z. B. zu Bodenschutz, angepasste Pflanzenauswahl, angepasste Bewässerung, Versickerungsmulden, Pflanzengesundheit). So erweitern die Teilnehmenden ihre Kenntnisse über alternative Lösungen für klimawandelbedingte Herausforderungen. Sie lernen gute Praxisbeispiele kennen und bekommen einen Überblick über relevante Planwerke und Vorschriften mit Bezug zum Klimawandel – über das Handbuch Gute Pflege hinaus, wie z.B. das Berliner Energie- und Klimaschutzprogramm, den Stadtentwicklungsplan Klima, Vereinbarungen in der Berliner Koalitionsvereinbarung, u.a.m.

In einem Gruppengespräch bestimmen die Teilnehmenden schließlich den weiteren Qualifizierungsbedarf für sich und ihre Mitarbeiter*innen. Abschließend reflektieren sie nochmals die für sie relevanten Lernfortschritte und geben Feedback zu Konzept und Verlauf des Tages.

Tag 4

Das letzte Modul findet in größerem zeitlichen Abstand zu den anderen drei Modulen statt, sodass die Teilnehmenden Gelegenheit hatten, eigene Erfahrungen mit der Anwendung des Handbuchs sowie mit klimaangepasster Pflege in ihrer beruflichen Praxis zu machen.

Zu Beginn werden in einem kurzen Vortrag die zentralen Aussagen zum Berliner Handbuch Gute Pflege und zur Anpassung der Vegetationsflächenpflege an den Klimawandel wiederholt. Es folgt ein Austausch zu den Anwendungserfahrungen der Teilnehmenden, visualisiert mit Stichwort-Kärtchen. Ein Kurzvortrag beleuchtet die Anknüpfungspunkte, die das Handbuch für die Klimawandelanpassung bietet.

Zusätzlich werden in einem Exkurs Möglichkeiten eruiert, wie Wildpflanzen und Insektenförderung in Grünflächen integriert werden können. Paarweise üben die Teilnehmenden anschließend, am Beispiel einer Stellungnahme zu Bürgeranfragen das Handbuch für die Kommunikation mit Bürger*innen zu nutzen. Der Kurs schließt mit einem Resümee zum Berliner Handbuch Gute Pflege und der Anpassung der Grünflächenpflege an den Klimawandel.

 


 

Erfahrungen und Reflexion

Die Modultage wurden in der Pilotphase im Team reflektiert aus der Perspektive der Referent*innen und der beobachtenden Wissenschaftler*innen. Dabei wurden auch die Rückmeldungen der Teilnehmenden aus den Feedback-Runden einbezogen.

Erfolge

Wurden sowohl bei der Akzeptanz des Berliner Handbuchs Gute Pflege als auch beim Etablieren des Erfahrungsaustauschs und der gemeinsamen Wissenskonstruktion erzielt. Die Teilnehmenden sehen das Handbuch nun als flexibel einsetzbare Planungshilfe, nicht als „lästiges Pflichtprogramm“. Die Zufriedenheit bei den Teilnehmenden war hoch, und sie haben sich aufmerksam beteiligt. Nicht zuletzt ist es gelungen, die Weiterbildungsreihe als eine willkommene Gelegenheit für Vernetzung und Austausch auszugestalten. Das Fachwissen aller Beteiligten konnte dadurch zusammengetragen und für vertiefende Ausführungen genutzt werden. Auch die Erfahrungen mit den Auswirkungen des Klimawandels und mögliche Anpassungsstrategien in der Vegetationsflächenpflege wurden so herausgearbeitet und aus theoretischer und Praxisperspektive bewertet. Die Verbindung der beiden Themen Umgang mit dem Handbuch sowie Klimawandel und Stadtgrün ist damit gut gelungen.

Schwächen

Als verbesserungswürdig wurden das Herstellen von Bezügen zwischen Inhalten und (Lern-)Zielen des Lehrgangs und teilweise die Länge der Vorträge gesehen. Auch fehlte den Teilnehmer*innen anfangs Klarheit über die jeweiligen Tagesprogramme, und die digitale Präsentationstechnik brachte Herausforderungen mit sich.