Humboldt-Universität zu Berlin - Lehr- und Forschungsgebiet Beratung und Kommunikation

Situationsanalyse


Vorgehensweise

Bei der Bestandesaufnahme im ersten Drittel der Projektphase ging es in erster Linie darum, einen Überblick zu erhalten, welche Bildungsangebote in Brandenburg zum Thema Moor existieren. Gegenstand der Recherche waren schwerpunktmäßig die 15 Großschutzgebiete Brandenburgs.
Die Verwaltungen, sowie die Naturwachten wurden telefonisch kontaktiert sowie mittels Fragebogens zu den bestehenden Angeboten vor Ort befragt. Hierbei ging es sowohl um bestehende Moorpfade, Führungen zum Thema Moor und allgemein Bildungsangebote zum Thema Moor.

Im Januar 2007 erfolgten eine Besichtigung der Lehrpfade und Gespräche mit den regionalen Akteuren. Insbesondere die Naturwachten vor Ort nahmen sich hier die Zeit, ausführlich auf Fragen einzugehen.

Des Weiteren wurden Fragebögen an Schulen in Berlin, Barnim und der Uckermark verschickt. Auch hier lag der Schwerpunkt auf bestehenden Angeboten zum Thema Moor, Interesse und Rahmenbedingungen zur Implementierung.

Zusätzlich wurden vertiefende Interviews mit Lehrkräften Angermünder Schulen sowie Berliner Schulen durchgeführt.


Ergebnisse

a) Bestehende Lehrpfade:

Das Thema Moor ist auf den Lehrpfaden Brandenburgs derzeit noch ein absolutes Randthema!
Von den 10 existierenden Lehrpfaden beschäftigen sich sechs direkt mit dem Thema Moor. Diese stellen auf sehr kleinem Raum meist einen Moor(-typ) vor, manchmal nur als einzelne Infotafel. Bei den übrigen wird das Thema nur ansatzweise in einem anderen Kontext erwähnt. Im Allgemeinen handelt es sich um Infotafeln entlang von Bohlen- bzw. Wanderwegen.
Innovative Methoden der Umweltbildung finden nur vereinzelt Anwendung; so im Naturpark Uckermärkische Seen, wo es im Aschberg Moor möglich ist, über einen Bohlenweg direkt ins Moor zu gehen und „live“ bei einem Blick in den Moorkörper dabei zu sein.
Neu hinzu kommt der in der Umsetzung stehende Moor-Erlebnispfad im Naturschutzgebiet (NSG) Stechlin im Naturpark Stechlin-Ruppiner Land.

b) Weitere bestehende Bildungsangebote:

Einige Großschutzgebiete mit Moorgebieten weisen anderweitige Angebote zum Thema Moor auf.
Meist handelt es sich um geführte (Rad-)Wanderungen speziell für erwachsene Laien mit allgemeinem naturkundlichem Interesse. Die Führungen werden meist von der Naturwacht, aber auch privat durch Kultur- und Landschaftsführer angeboten.
Speziell aufgearbeitete Angebote für Schulkinder finden kaum statt, was vor allem an den fehlenden speziellen Kenntnissen der „Umweltbildner“ zum Ökosystem Moor liegt und einer damit verbundenen Unsicherheit, das Thema kindgerecht aufzuarbeiten.
Auch an befragten Berliner und Brandenburger Schulen ist das Thema bisher unterrepräsentiert.

c) Bedarf und Konsequenzen für das Projekt:

Gemeinsam mit den lokalen Partnern wurden die Ergebnisse diskutiert und über das weitere Vorgehen entschieden.

Die Naturwachten und Verwaltungen in den Großschutzgebieten sind sich größtenteils einig, dass Moore und ihre Bedeutung noch mehr in den Blickpunkt der breiten Öffentlichkeit gerückt werden müssen. Strukturbedingt fehlt es jedoch den Mitarbeitern der Naturwacht an Zeit, sich das Thema selbständig zu erarbeiten. Eine zusätzliche Befragung von Lehrern an Brandenburger Schulen unterstützte diese Entscheidung. Großes Interesse stand mangelnden Kapazitäten gegenüber. Besonders neue Vermittlungsmethoden, aber auch neue Forschungsergebnisse sind hier gefragt.

Dem Bedarf entsprechend wurde der Schwerpunkt des Forschungsprojektes auf die Zielgruppe Schulklassen gelegt.

Projekttage bieten eine optimale Lösung für die Integration des Themas Moor an Schulen. Sie können entweder an außerschulischen Einrichtungen in Anspruch genommen oder an den Schulen selbst durchgeführt werden und ermöglichen die umfassende Erarbeitung des Themas außerhalb der engen Unterrichtsstruktur. Die vielfältigen Anknüpfungsmöglichkeiten des Themas „Moor“ an die vorgegebenen Rahmenpläne sind ein zusätzlicher Pluspunkt.

Aufgrund der Erfahrungen in anderen Großschutzgebieten soll der bauliche Aufwand für einen Moorpfad sehr gering gehalten werden, um Vandalismusschäden sowie den Zeit- und Kostenaufwand bei der Pflege zu minimieren. Anstelle dessen wird ein Moorpfad entstehen, der durch Spiele, Sinnesübungen und Feldexperimente das Moor mit allen Sinnen erfahrbar machen soll und besonders in Verbindung mit einer Führung durch die Umweltbildner vor Ort nutzbar wird. Auch bei der Wahl des Moores und des Routenverlaufs wurde versucht, die Ansprüche von Moorschutz und Moordarstellung in Übereinstimmung zu bringen.

Die Konzepte werden am Beispiel des NABU-Informationszentrum Blumberger Mühle und Europäische Jugendbegegnungs- und Erholungsstätte (EJB) erarbeitet.