Humboldt-Universität zu Berlin - Albrecht Daniel Thaer-Institut für Agrar- und Gartenbauwissenschaften

Prof. Dr. Hans Pagel verstorben



 

Foto Prof. Pagel

Hans Pagel wurde am 7. Februar 1934 in Heidehof-Blankenburg im Kreis Angermünde geboren. Er nahm einen für die damalige Zeit nicht ungewöhnlichen Bildungsweg. Nach der Volks-Grundschule war er Landwirtschaftslehrling im elterlichen Neubauernbetrieb Gellmersgorf und erwarb in den ersten Nachkriegsjahren den Facharbeiterbrief. Danach absolvierte er von 1950 bis 1953 ein Studium an der Fachschule für Landwirtschaft Prenzlau, schloss dieses als ‚Staatlich geprüfter Landwirt‘ ab und qualifizierte sich unmittelbar danach durch ein Studium an der Landwirtschaftlich-Gärtnerischen Fakultät der Humboldt-Universität Berlin. 1956 legte er das Staatsexamen zum Diplom-Landwirt ab. Am 4. Dezember 2021 verstarb, zwei Monate vor seinem 88. Geburtstag, Prof. Dr. agr. habil Hans Pagel, Professor für Bodenkunde und Standortlehre an der ehemaligen Landwirtschaftlich-Gärtnerischen Fakultät der Humboldt–Universität zu Berlin.

Hans Pagel setzte seine wissenschaftliche Laufbahn als wissenschaftlicher Assistent am Institut für Pflanzenernährung, Düngung und Bodenkunde der Landwirtschaftlich-Gärtnerischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin fort, wo er 1959 unter Max Trenel mit dem Thema „Über den Wirkungswert des von der Pflanze aufgenommenen Kalis“ zum Dr. agr. promovierte. Große Bedeutung für seinen späteren Arbeits-  und Lehrschwerpunkt hatten in den Jahren 1959-1960 seine Studien- und Forschungsaufenthalte in der Demokratischen Republik Vietnam. Die intensive Beschäftigung mit Fragen der Landwirtschaft in den Tropen- und Subtropen, unter anderem verbunden mit dem Aufbau einer Kaffee-Versuchsstation, bedeutete die zunehmende wissenschaftliche Orientierung auf Probleme der Böden und der Düngung in den Tropen.

Hans Pagel verließ 1961 Berlin und wechselte als wissenschaftlicher Mitarbeiter an das Institut für tropische Landwirtschaft der Karl-Marx-Universität Leipzig, wo er ab 1962 als Dozent für Tropische und Subtropische Bodenkunde lehrte. In dieser Zeit verfasste er seine Habilitationsschrift mit dem Thema „Untersuchungen über Entstehung, Eigenschaften und Einteilung einiger tropischer Böden der Demokratischen Republik Vietnam“. An der Universität Leipzig wurde Hans Pagel 1969 als einer der jüngsten Professoren der DDR für das Fachgebiet tropische und subtropische Bodenkunde am Institut für Tropische Landwirtschaft und Veterinärmedizin, Lehrbereich Bodenkunde/Düngung berufen. Sein Lehr-und Forschungsgebiet war die Bodenchemie, immer fokussiert auf praktische Probleme der Bodennutzung in den Tropen, wie die Neulanderschließung in Regenwaldgebieten Westafrikas und den Wüsten Ägyptens. Zahlreiche Studien- und Vortragsreisen führten ihn in die osteuropäischen Länder sowie nach Ghana, in den Jemen, nach Kuba, Tansania, Burma, in den Irak und nach Ägypten.  

Nach fast 20 Jahren verließ Hans Pagel Leipzig und kam zurück an die Landwirtschaftlich-Gärtnerische Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin, wo er zum Wintersemester 1978 zum Professor für Bodenkunde und Standortlehre berufen wurde. Er forschte und lehrte an der LGF bis zu seiner Verabschiedung in den wohlverdienten Ruhestand 1999. Am 15. April 1999 ehrten ihn seine vielen Schüler, Fachkollegen und Freunde mit einem Ehrenkolloqium.

Prof. Hans Pagel war ein international anerkannter Wissenschaftler. Von ihm sind 190 wissenschaftliche Publikationen veröffentlicht worden. Er gehörte zu den besonders aktiven Autoren des „Archives of Agronomy and soil science“. Von 1973-1978 war Prof. Pagel Mitherausgeber der Zeitschrift „Beiträge zur tropischen und subtropischen Landwirtschaft und Tropenveterinärmedizin“. Von großer Bedeutung waren und sind seine beiden Lehrbücher „Grundlagen des Nährstoffhaushaltes tropischer Böden“ und „Pflanzennährstoffe in tropischen Böden - ihre Bestimmung und Bewertung“.

Hans Pagel war bis 1990 langjähriges Mitglied der Bodenkundlichen Gesellschaft der DDR und ab 1977 Mitglied der Internationalen Bodenkundlichen Gesellschaft (IUSS). Für seine ausgezeichneten fachlichen Arbeiten in der Forschung und Lehre wurde Hans Pagel mehrfach geehrt, so 1961 und 1963 mit der Verdienstmedaille der DR Vietnam in Gold. 1974 wurde ihm die Ehrennadel der Karl-Marx-Universität Leipzig verliehen. Für seine Arbeit an der HU Berlin erhielt er 1999 die Thaer-Medaille der Landwirtschaftlich-Gärtnerischen Fakultät in Silber.

Hans Pagel hat neben der erfolgreichen Forschungsarbeit sehr oft Verantwortung in den Gremien seiner Universitäten übernommen. Von 1971-1978 war er Prodekan der Fakultät für Agrarwissenschaften in Leipzig. In Berlin hat er sich in seiner Funktion als stellvertretender Direktor für Forschung der Sektion Pflanzenproduktion an der Humboldt-Universität viele Jahre insbesondere auch um den wissenschaftlichen Nachwuchs gekümmert. Er selbst hat zahlreiche Diplomandinnen und Diplomanden, 25 Doktorandinnen und Doktoranden sowie 4 Habilitandinnen und Habilitanden betreut und zum erfolgreichen Abschluss geführt; die Kandidatinnen und Kandidaten kamen aus 12 Ländern. Wer in diesem Zusammenhang mit Hans Pagel zu tun hatte, wusste seine Disziplin und Korrektheit, seine Termintreue und Zuverlässigkeit und sein volles Engagement zu schätzen.

Hans Pagel war über Jahrzehnte mit Leib und Seele Hochschullehrer von Generationen an Studierenden und Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern und eine im In- und Ausland hoch geschätzte und anerkannte Forscherpersönlichkeit.

Ehemalige Kolleginnen und Kollegen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Studierende trauern um Prof. Hans Pagel. Sie werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.

 

Kathlin Schweitzer und Jutta Zeitz