Fragen der wirtschaftlichen Entwicklung und Entwicklungszusammenarbeit
In der Entwicklungsforschung wird zunehmend die zentrale Rolle von Institutionen – gesellschaftlichen Regelsystemen – in Prozessen sozialen Wandels und wirtschaftlicher Entwicklung hervorgehoben. So ist beispielsweise die Anerkennung nicht kodifizierter Verfügungsrechte an natürlichen Ressourcen durch staatliche Instanzen, häufig entscheidend, wenn es darum geht, die Vulnerabilität traditioneller Nutzer tropischer Regenwälder zu reduzieren. Mit der Erkenntnis, dass Institutionen in Prozessen sozialen Wandels und wirtschaftlicher Entwicklung von ausschlaggebender Relevanz sein können, gehen drei zentrale Fragestellungen einher. Erstens die Frage nach der Beziehung zwischen den Wirkungseigenschaften von Institutionen und angestrebten oder als änderungswürdig erachteten gesellschaftlichen Zuständen. Formal gesprochen werden Institutionen in diesem Fall als unabhängige Variable betrachtet. Die zweite zentrale Frage kehrt diese Beziehung um und sucht eine Antwort darauf, wie und aufgrund welcher Triebkräfte sich Institutionen verändern, sie werden also zur abhängigen Variable. Im Kontext der Entwicklungszusammenarbeit stellt sich hier insbesondere die Frage, wie ein institutioneller Wandel erreicht werden kann, der explizit darauf abzielt, marginalisierte Bevölkerungsgruppen besser zu stellen. Anders gewendet geht es hier nicht zuletzt um die Beziehung von rechtlichen Reformen und ihrer Reichweite einerseits und gesellschaftlichen Strukturen, die diesen Reformen häufig mit großem Beharrungsvermögen entgegen wirken, anderseits. Drittens stellt sich die Frage, inwieweit es möglich ist, Institutionen durch Interventionen seitens externer Akteure zu verändern und welchen Kriterien derartige Interventionen gehorchen müssen. In diesem Kontext ist unter anderem die Gefahr von „institutional transplants“ zu berücksichtigen, d.h. von institutionellen Lösungen, die in anderen Kontexten die gewünschten Ergebnisse erzielt haben mögen, aber dem gegebenen Kontext nicht angemessen sind. Diese Problemdimension wurde in folgenden Forschungsprojekten behandelt:
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