Humboldt-Universität zu Berlin - Ressourcenökonomie

Ressourcen und Armut

Obwohl die Agrarwissenschaften in den letzten Jahrzehnten einen erheblichen Beitrag zum Anstieg der Nahrungsproduktion auf der Welt sowie zur ländlichen Entwicklung leisten konnten, ist die Bereitstellung von ausreichenden Mengen gesunder und nährstoffreicher Nahrungsmittel für mehr als eine Milliarde chronisch unterernährter Menschen nicht gewährleistet. Außerdem wird sich die Nachfrage nach Nahrung voraussichtlich innerhalb der nächsten 25-50 Jahre durch einen Anstieg der Weltbevölkerung auf 8-10 Milliarden Menschen, der vor allem in Entwicklungsländer stattfinden wird, nahezu verdoppeln. Der meisten Armen und Hungernden unter der Weltbevölkerung leben in ländlichen Gebieten und sind oft selbst Bauern. Ländliche Armut hängt mit einer Vielzahl kausaler und kontextabhängiger Faktoren zusammen. Eine wesentliche Ursache besteht darin, dass der Einsatz natürlicher Ressourcen häufig nicht im Sinne einer nachhaltigen Nutzung institutionalisiert ist. Dies stellt vor allem in Entwicklungsländern ein besondere Herausforderung dar, weil dort sowohl die natürlichen Ressourcen selbst, z.B. Boden und Wasser, als auch die Kapazitäten der Akteure zur Entwicklung von Institutionen knapp sind. Die Degradierung natürlicher Ressourcen, beispielsweise durch Wüstenbildung, und der Zerfall indigener Institutionen, so zum Beispiel infolge gewaltsamer Konflikte, schränken darüber hinaus den Spielraum für eine wirksame Institutionalisierung einer nachhaltigen Ressourcennutzung weiter ein. Das Fachgebiet Ressourcenökonomie hat gerade diesen Zusammenhang zwischen ländlicher Armut und Ressourcennutzung aus einer institutionellen Perspektive genauer untersucht, zum Beispiel in Äthiopien. Diese Forschung machte vor allem deutlich, dass dort etwa 40% der untersuchten Haushalte unter der Armutsgrenze leben. Die anhaltende Armut erwies sich hier als im Wesentlichen durch unzureichende Verfügungsrechte bedingt, also einem Mangel an verlässlich institutionalisierter Ressourcenausstattung der Haushalte mit entscheidenden Produktionsgrundlagen wie Land und situationsangepassten Produktionsmitteln wie Arbeitsochsen zur Erleichterung der Landbewirtschaftung.

Weitere Informationen zum Thema “Ländliche Armut und natürliche Ressourcen” finden Sie im folgenden Aufsatz:

Bogale, Ayalneh, Hagedorn, Konrad, and Korf, Benedikt (2005): Determinants of Poverty in Rural Ethiopia. Quarterly Journal of International Agriculture 44 (2): 101-120