Humboldt-Universität zu Berlin - DFG Forschergruppe SiAg 2007-2010

Bedeutung von Finanzierung und Kapitalmärkten für Investitionsentscheidungen und Unternehmensentwicklung

Teilprojekt 2
Projektleitung Prof. Dr. Martin Odening
Institut für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften des Landbaus
Landwirtschaftlich-Gärtnerische Fakultät
Humboldt-Universität zu Berlin
Philippstr. 13; 10115 Berlin
Tel.: (0 30) 20 93-64 87; Fax: (0 30) 20 93-64 65; Email: m.odening@agrar.hu-berlin.de
Bearbeiter/innen Silke Hüttel; Email: silke.huettel@agrar.hu-berlin.de
Zusammenfassung Der Zugang zu finanziellen Ressourcen stellt eine wesentliche Determinante für die Betriebsentwicklung dar. Dies gilt in besonderer Weise für Länder, die durch einen Transformationsprozess gegangen sind und in denen der Investitionsbedarf hoch ist. Da Agrarunternehmen aufgrund ihrer Größe und Rechtsform nur beschränkten Zugang zum Kapitalmarkt haben, sind sie auf Kreditfinanzierung angewiesen. Zudem können noch unvollkommen entwickelte Finanzmärkte im Transformationsprozess ein Hindernis darstellen. Mögliche Probleme, die sich daraus ergeben können, sind Kreditrationierung und das „Soft Budget Contraints“ (SBC)-Syndrom, d.h. eine gesamtwirtschaftlich ineffiziente Aufweichung „harter“ Budgetbeschränkungen durch staatliche Subventionen. Unklar ist und kontrovers dis­kutiert wird, welche Konsequenzen sich bei einer solchen Problemlage ergeben.

Aus sektoraler Perspektive wird darüber spekuliert, ob die EU-Beitrittsländer und andere Mittel- und Osteuropäische Länder bestehende Produktivitätsrückstände im Vergleich zu westeuropäischen Agrarsektoren aufholen können und wie lange dieser Catching-Up-Prozess gegebenenfalls dauert. Wenn den Agrarunternehmen in den Transformationsländern Kapital nicht in ausreichendem Maß zur Verfü­gung steht, dann hat das eine Verzögerung des Anpassungsprozesses zur Folge. Auch im Hinblick auf die Entwicklung der Betriebsstruktur können sich Konsequenzen aus Kapitalmarktunvollkommenheiten und mangelnden Finanzierungsmöglichkeiten ergeben; denn nicht alle Agrarbetriebe sind gleichermaßen von diesen Problemen betroffen. So wird beispielsweise argumentiert, dass vor allem kleinere Betriebe kreditrationiert sind oder sich das SBC-Syndrom vor allem bei Betrieben mit staatlicher Beteiligung nachweisen lässt.

Ziel des Teilprojekts ist es, Existenz und Ausmaß von Kapitalmarktunvollkom­menheiten im Agrarsektor aufzuzeigen und den Einfluss auf das Investitionsverhalten von Agrarbetrieben am Beispiel von Deutschland und der Ukraine empirisch nachzuweisen. Im Mittelpunkt des Teilprojekts steht die Weiterentwicklung des ökonometrischen Instrumentariums zur Schätzung von Kapitalmarktunvollkommenheiten und des Zusammenhangs von Investition und Finanzierung. Konkret ist beabsichtigt, dyna­mische Investitionsmodelle um die Aspekte „versunkene Kosten“ und „Unsicherheit“ zu erweitern. Mit der Klärung des Investitionsverhaltens von Unternehmern liefert das Teilprojekt einen wesentlichen Beitrag zum Verständnis des Agrarstrukturwandels.