Humboldt-Universität zu Berlin - DFG Forschergruppe SiAg 2007-2010

Interaktive Programmierungsansätze für die Gestaltung von Strukturpolitiken und Politiken für den ländlichen Raum

Teilprojekt 10

Projektleitung Prof. Dr. Dr. h.c. Dieter Kirschke
Institut für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften des Landbaus
Landwirtschaftlich-Gärtnerische Fakultät
Philippstr. 13; 10115 Berlin
Tel.: (030) 20 93 62 56; Fax: (030) 20 93 63 01; Email: dieter.kirschke@agrar.hu-berlin.de
Bearbeiter/innen Julie Schmid; Email: j.c.schmid@agrar.hu-berlin.de
Zusammenfassung Ziel des Teilprojekts ist die Entwicklung eines interaktiven Programmierungsansatzes zur Gestaltung von Strukturpolitiken und Politiken für den ländlichen Raum. Hierzu sollen bestehende Modellansätze methodisch weiterentwickelt werden. In einer Fallstudie für die Programmierung der ländlichen Entwicklung in Sachsen-Anhalt soll ein solcher Ansatz erprobt werden.

Im strukturellen Wandlungsprozess des Agrarsektors müssen sich Strukturpolitiken und Politiken für den ländlichen Raum neuen Anforderungen stellen. Stichworte wie „Europäisches Agrarmodell“ oder „Multifunktionale Landwirtschaft“ unterstreichen die wachsende Bedeutung von Umwelt- und Qualitätszielen, die in der politischen Gestaltung nur schwer handhabbar sind. Zudem vollzieht sich in der Europäischen Union die Gestaltung von Strukturpolitiken und Politiken für den ländlichen Raum in einem Umfeld vielfältiger horizontaler und vertikaler Verflechtungen. Wissenschaftlich gesehen handelt es sich um ein komplexes Entscheidungs- und Gestaltungsproblem. Zur Lösung solcher Probleme werden in den Managementwissenschaften und der Unternehmensforschung schon seit längerem erfolgreich interaktive Programmierungsansätze genutzt, und es soll deshalb mit dem Teilprojekt geklärt werden, ob und wie solche Ansätze auch für das Problem der Politik­gestaltung weiterentwickelt und genutzt werden können.

Für die methodische Fundierung interaktiver Programmierungsansätze im Rahmen des Teilprojekts stehen zwei Problembereiche im Vordergrund: Die begrenzte Information über Ziel-Mittel-Zusammenhänge (Ziel-Problematik) und das Problem der Politikverflechtungen (Verflechtungs-Problematik). Es geht also zum einen um die Identifizierung und Operatio­nalisierung relevanter Ziele und um die Einschätzung von Zielbeiträgen, die häufig mit Unsicherheit behaftet ist. Zum anderen müssen Politikentscheidungen auf unterschiedlichen Ebenen und Interdependenzen zwischen Maßnahmen der ländlichen Entwicklung und anderen strukturpolitischen Maßnahmen abgebildet sowie Unterschiede zwischen Regionen berücksichtigt werden. Bei der Politikgestaltung für den ländlichen Raum geht es also nicht um ein abgegrenztes und wohl definiertes, sondern um ein vergleichsweise schlecht strukturiertes Optimierungs- und Gestaltungsproblem, für das die wissenschaftlichen Grundlagen erforscht werden sollen.

In der geplanten Forschergruppe konzentriert sich das Teilprojekt auf die methodische Fundierung von Politikgestaltung im Agrarstrukturwandel. Dabei liefert es insbesondere auch Informationen für die Simulation verschiedener Politikszenarien mit dem Agentenmodell. Im Rückschluss kann aus diesen Simulationen eine Einschätzung des Anpassungsverhaltens von Unternehmen auf Strukturpolitiken und Politiken für den ländlichen Raum erfolgen.