Humboldt-Universität zu Berlin - DFG Forschergruppe SiAg 2007-2010

Auswirkungen der WTO-Verhandlungen auf globaler, nationaler und betrieblicher Ebene

Teilprojekt 6

Projektleitung Prof. Dr. Martina Brockmeier
Institut für Marktanalyse und Agrarhandelspolitik
Johann Heinrich von Thünen-Institut,
Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei, Braunschweig
Bundesallee 50; 38116 Braunschweig
Tel.: (05 31) 5 96 53 01; Fax: (05 31) 5 96 53 99; Email: martina.brockmeier@vti.bund.de
und
Dr. Frank Offermann
Institut für Betriebswirtschaft
Johann Heinrich von Thünen-Institut,
Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei, Braunschweig
Bundesallee 50; 38116 Braunschweig
Tel.: (0531) 5 96 52 09; Fax: (0531) 5 96 51 99; Email: frank.offermann@vti.bund.de
Bearbeiter/innen Kirsten Urban; Email: kirsten.urban@vti.bund.de
Anne Margarian; Email: anne.margarian@vti.bund.de
Zusammenfassung Das Projekt setzt sich zum Ziel, die Auswirkungen internationaler Agrarhandelsabkommen auf globaler, nationaler und vor allem betrieblicher Ebene in einem modelltheoretisch konsistenten Rahmen zu erfassen.

Im Jahr 2000 hat die WTO eine neue Handelsrunde eingeleitet. Ein zentrales Thema ist die Liberalisierung des Agrarsektors, die insbesondere durch die substantielle Verbesserung des Marktzugangs, die Abschaffung der Exportsubventionen und die deutliche Reduzierung der inländischen Stützung erzielt werden soll. Eine wissenschaftlich fundierte Abschätzung möglicher Auswirkungen der WTO-Verhandlungen auf die Veränderung der Agrarstruktur und insbesondere der landwirtschaftlichen Einkommensverteilung eines Landes oder einer Region bringt zahlreiche Herausforderungen für die Modellierung mit sich. Die im Projekt anvisierte Fragestellung erfordert daher ein Instrumentarium, das sowohl globale als auch betriebliche Aspekte erfassen kann. Für quantitative Analysen der bi- und multilateralen Handelsabkommen und ihr Zusammenspiel mit der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU ist die Berücksichtigung einer bilateralen Handels- und Protektionsstruktur essentiell. Vor diesem Hintergrund soll das GTAP (Global Trade Analysis Project)-Modell eingesetzt und erweitert werden. Im Rahmen des Projekts werden bisher unzureichend gelöste theoretische Probleme bei der Modellierung der inländischen Stützung bearbeitet, die eine detaillierte Erfassung der Aggregated Measurement of Support (AMS), der de Minimis sowie der Green und Blue Box erfordert. Eine besondere Herausforderung ist hierbei die modelladäquate Abbildung der AMS über alle Sektoren eines Landes bzw. einer Region (z. B. der EU).

Um betriebliche und strukturbezogene Aspekte der Implementierung der WTO-Ver-handlungen zu erfassen, soll das Modell FARMIS (Farm Modelling Information System) eingesetzt und erweitert werden. In einem ersten Schritt sollen die mit dem Modell GTAP ermittelten Änderungen der Rahmenbedingungen für die Projektion von Produktion, Faktorallokation und Einkommen auf betrieblicher Ebene verwendet werden. Dabei stellt sich die Aufgabe einer erweiterten und vertieften Abbildung landwirtschaftlicher Faktormärkte in FARMIS. In einem zweiten Schritt wird untersucht, inwiefern sich das Ausscheiden von Betrieben aus der landwirtschaftlichen Produktion in Abhängigkeit von den Rahmenbedingungen in das Modell integrieren lässt. Dazu soll ein ökonometrisches Modell geschätzt und in die Projektionsphase von FARMIS integriert werden.

Neben der Erweiterung der beteiligten Modelle erfordert die Umsetzung der anvisierten Fragestellung auch die optimale Gestaltung einer direkten Schnittstelle zwischen FARMIS und GTAP. Von besonderer Bedeutung für die Modellierung dieser Schnittstellen ist die zusätzliche Disaggregation der GTAP-Sektoren auf das sektorale Niveau von FARMIS und die weitgehende Kompatibilität der modellierten Politikinstrumente.

In der geplanten Forschergruppe konzentriert sich das Teilprojekt auf die modelltheoretisch konsistente Abbildung von Agrarstrukturwandel auf der globalen, sektoralen und betrieblichen Ebene. Es nimmt dabei eine Brückenfunktion ein, indem Elemente aus den Teilprojekten der Unternehmensebene sowie der Politik- und Sektorebene in die Analyse einfließen. Mit der Bildung von Schnittstellen zwischen verschiedenen Simulationsmodellen trägt das Teilprojekt zudem zur Entwicklung eines integrierten methodischen Rahmens der Forschergruppe bei.