Humboldt-Universität zu Berlin - Pressemitteilungen

Humboldt Forum for Food and Agriculture 2014



“Innovations in the Food Chain” war der Titel des sechsten Jahrestreffens des Humboldt Forum for Food and Agriculture, welches unter der Federführung von Herrn Prof. Dr. Harald von Witzke vom Department für Agrarökonomie der Landwirtschaftlich–Gärtnerischen Fakultät Anfang dieses Jahres in Berlin stattfand.

 

Mehr als 30 Wissenschaftler und Experten aus Gesellschaft, Wissenschaft, Agrarindustrie und von internationalen Organisationen aus Europa und Nordamerika diskutierten Fragen der Risikobewertung, gesellschaftlicher Wahrnehmung, sowie die Themen Kommunikation und Akzeptanz.

 

Die Diskussion eröffnete der Ökologe und Umweltschützer Patrick Moore von Greenspirit Strategies, einst Gründungsmitglied von Greenpeace, seit langem jedoch ein Kritiker der Organisation. Im Mittelpunkt seiner Rede standen die Strategien sowie die gezielte mediale Beeinflussung der öffentlichen Meinung durch Greenpeace, gleichsam das Geständnis eines Aussteigers. Daneben stellte er ausführlich das Golden Rice Projekt vor, welches mithilfe grüner Gentechnik die in Entwicklungsländern verbreitete Vitamin-A-Mangelernährung bekämpfen will.

Geoffrey Lean, Großbritanniens Umweltjournalist der ersten Stunde, sprach über seine Erfahrungen aus 40 Jahren Beschäftigung mit Grünen Themen und offenbarte Fakten über die Funktionsweisen des Agrarjournalismus.

Michael Miersch, der führende Wissenschaftsredakteur des FOCUS, präsentierte den von ihm für den BR und arte koproduzierten Film “Und ewig sterben die Wälder” und sprach anschließend unter dem Titel „The fear of food“ über das Entstehen von Lebensmittelskandalen aus journalistischer Sicht und die vielschichtigen Ursachen hierfür, so etwa den Einfluss der allgemeinen Sicht der Deutschen auf die Landwirtschaft und das Wirken einer „Angst-Industrie“.

Dr. Klaus von Grebmer vom International Food Policy Research Institute in Washington, D. C. analysierte die Vorstellungen der Europäer in Bezug auf Landwirtschaft, Bauern, die Bedürfnisse der Weltbevölkerung, Qualität und Herkunft von Produkten und Marken sowie übliche Informationsquellen und ordnete die Rolle der Agrarwirtschaft in den Medien ein.

Dr. Suzan Fiack, Abteilungsleiterin für Presse und Öffentlichkeitsarbeit beim Bundesinstitut für Risikobewertung erläuterte die institutionelle Sicht auf die Wahrnehmung der Risikobewertung und die Herausforderungen der Risikokommunikation anhand der Beispiele EHEC, Dioxin und Glyphosat.

Hugh Kellet, Autor, langjähriger Kommunikationsberater und Inhaber von Cambridge Comms, beschrieb den Weg zu erfolgreicher Kommunikation aus Sicht eines PR-Experten, indem er eine Agenda für moderne Landwirtschaft unter dem Titel „I have a dream – successful communication strategies“ präsentierte.

“Kommunikation über soziale Medien: Kreativität, Mut und Landwirtschaft – ein Widerspruch in sich?“ überschrieb Tobias Haase, Absolvent der Filmakademie Ludwigsburg, seinen Beitrag, den er mit einem von ihm mitverantworteten Mercedes-Werbespot in einem neuen und kontroversen Licht illustrierte. Es entspann sich eine lebhafte Diskussion über die Wirkung des Films und die momentane Rolle viraler Kommunikation, das heißt innerhalb kürzester Zeit von Mensch zu Mensch weitergegebener medialer Inhalte.

Dr. Klaus Ammann, Prof. em. der Universität Bern sprach abschließend über die Ängste der Menschen vor Biotechnologie im Agrarbereich und mögliche Gründe hierfür. Er schlussfolgerte, Planungsdefizite der grünen Biotechnologie entwickelten sich zu ernsthaften Problemen, deren Lösung nur über neue Denkansätze und Herangehensweisen der zweiten Generation in den Bereichen Kommunikation und Entscheidungsfindung gelingen könne.

                   

Insgesamt erschloss die Tagung ungewohnte und innovative Sichtweisen auf den Agrarsektor und die noch immer verkannte Bedeutung umfassender zielgerichteter Kommunikation.

 

Wir danken Frau Petra Stolp für die inhaltliche Unterstützung dieser Nachricht!