Humboldt-Universität zu Berlin - DFG Forschergruppe SiAg 2007-2010

Kooperative und hierarchische Erscheinungsformen institutionellen Wandels

Teilprojekt 11

Projektleitung Prof. Dr. Dr. h.c. Konrad Hagedorn
Institut für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften des Landbaus
Landwirtschaftlich-Gärtnerische Fakultät
Philippstr. 13; 10115 Berlin
Tel: (030) 20 93 63 20; Fax: (030) 20 93 64 97; Email: k.hagedorn@agrar.hu-berlin.de
und
Dr. Volker Beckmann
Institut für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften des Landbaus
Landwirtschaftlich-Gärtnerische Fakultät
Philippstr. 13; 10115 Berlin
Tel: (030) 20 93 63 05; Fax: (030) 20 93 64 97; Email: v.beckmann@agrar.hu-berlin.de
Bearbeiter/innen Nicola Consmüller; Email: nicola.consmueller@agrar.hu-berlin.de
Zusammenfassung In dem Teilprojekt geht es darum, in exemplarischer Weise das teils komplementäre, teils synergetische Auftreten institutioneller Diversität und polyzentrischer Governance-Strukturen im Agrarstrukturwandel zu untersuchen. Im Zentrum steht dabei die Frage, ob und inwieweit die zu beobachtende Zunahme der Diversität von Institutionen und der Polyzentrizität von Governance-Strukturen als ein Ergebnis der Wahl zwischen Institutionen und Organisationsformen mit integrativem und segregativem Charakter erklärt werden kann. Dies wird anhand von zwei Beispielen diskutiert: dem Anbau gentechnisch veränderter Organismen (GVO) und der damit einhergehenden Herausbildung kooperativ organisierter gentechnikfreier Regionen (GFR) sowie von Kooperationen zwischen GVO-nutzenden Landwirten und der Implementierung von NATURA 2000.

Die Entwicklung von institutioneller Diversität und polyzentrischer Governance in einzelnen Regionen ist wesentlich geprägt durch Ausstattung und Merkmale des jeweiligen Sozial- und Naturkapitals. Zur Variation von Sozialkapitalmerkmalen werden im Teilprojekt Regionen in Ost- und Westdeutschland ausgewählt, insbesondere auch vor dem Hintergrund der Hypothese, dass sozialistische Gesellschaftsformen die Merkmale der Akteure anders geprägt haben als pluralistische. Unterschiede der Transaktionseigenschaften ergeben sich des Weiteren durch eine Differenzierung der gewählten Regionen nach der GVO- und der NATURA 2000-Problematik, der Bodenqualität, der Gestalt der Landschaft und den Anbaustrukturen. Von besonderem Interesse ist es, inwieweit problemangepasste Governance-Systeme entstehen, die sich durch eine Spezifität und Vielfalt ihrer Komponenten sowie besondere Verflechtungen auszeichnen.

Methodisch wird zunächst vom Analytical Framework der Institutions of Sustainability ausgegangen. Innerhalb dieses Rahmens werden Theorien institutionellen Wandels, Sozialkapitalkonzepte und Governance-Theorien verwendet. Eine weitere theoretische Grundlage bilden das Institutional Development and Analysis Framework und das Konzept der Integrativen und Segregativen Institutionen. Die empirischen Verfahren umfassen explorative Befragungen und vertiefende Fallstudien zur Erfassung der Eigenschaften der Transaktionen und Charakteristika der Akteure in GFR- und NATURA 2000-Gebieten sowie die (Re)Konstruktion von relevanten Entscheidungssituationen und Verhandlungsspielen auf der Grundlage der zuvor gewonnenen Daten.

In der geplanten Forschergruppe übernimmt das Teilprojekt die Rolle der Konzipierung und Kommunikation von Ansätzen zur Analyse des Wandels von Institutionen und Governance-Strukturen im Agrarstrukturwandel, wobei die Wechselbeziehungen von kooperativen und hierarchischen Formen institutioneller Innovation und Koordination den Schwerpunkt bilden. In der Konzentration auf institutionellen Wandel ergänzt es in sinnvoller Weise die ebenfalls auf der Politik- und Sektorebene angesiedelten Teilprojekte (TP 7, 8, 9 und 10) und trägt sowohl methodisch als auch theoretisch zur Analyse und Gestaltung des Strukturwandels im Agrarsektor bei.