Humboldt-Universität zu Berlin - Ressourcenökonomie

FoReSee

Fossil Resource markets and climate policy: Stranded assets, Expectations and the political Economy of climate change

Beginn: 2018
Ende: 2021
 

Mit dem Abkommen von Paris hat sich die Staatengemeinschaft darauf geeinigt, die globale Erderwärmung auf 2°C und, wenn möglich, 1,5°C zu begrenzen. Die Erreichung dieses Ziels erfordert eine radikale Transformation des Energiesystems, mit Auswirkungen auf Vermögenswerte: Der Wert fossiler Energieressourcen und langlebiger Kapitalstöcke entlang der fossilen Wertschöpfungskette wird vermindert und sie laufen Gefahr, zu „Stranded Assets“ zu werden. Die Eigentümer dieser Vermögenswerte dürften daher versuchen, die Umsetzung von Klimapolitik hinauszuzögern oder gar zu verhindern. Die resultierenden technologischen und politischen "Lock-in"-Effekte können eine schnelle Transformation des Energiesektors erschweren und der Bekämpfung des Klimawandels im Wege stehen.

Ziele des Gesamtprojekts. FoReSee (Fossil Resource Markets and Climate Policy: Stranded Assets, Expectations and the Political Economy of Climate Change) untersucht, wie langlebige Vermögenswerte und die Anreize ihrer Besitzer die Wirksamkeit von Klimapolitik behindern. Das Projekt entwickelt Ansätze für Politikmaßnahmen, die die Trägheit von Energiesystemen reduzieren und ihre Transformation erleichtern ohne ineffzient hohe Kosten für die Gesellschaft zu generieren. FoReSee quantifiziert die klimapolitikinduzierte Umverteilung von Renten in Sektoren und Ländern, die dem Risiko von Asset Stranding ausgesetzt sind. Weiterhin werden Reaktionen privater Akteure auf gegenwärtige und erwartete Politikmaßnahmen untersucht, um zu verstehen, wie diese effiziente Klimapolitik beeinflussen. Der Fokus von FoReSee liegt damit auf dem Zusammenspiel von Akteuren, Politiken und Information auf Finanz und Ressourcenmärkten unter Beachtung institutioneller Hürden und politökonomischer Prozesse. Dabei berücksichtigt FoReSee neben traditionellen Politiken auf der Nachfrageseite auch angebotsseitige Politiken und strebt sowohl die Entwicklung neuer als auch die Weiterentwicklung bestehender Instrumente an. Das Projekt vereint empirische, numerische und angewandte theoretische Modellierung, um Klimapolitik bei der Gestaltung und Durchsetzung von Maßnahmen zur Korrektur ineffizienter Marktreaktionen zu beraten.

Um die Relevanz der Politikempfehlungen sicherzustellen, werden Partner aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik in die Projektarbeit einbezogen (u.a. Firmen aus dem Energie- und Finanzsektor sowie Repräsentanten rohstoffreicher Länder). Transdisziplinäre Workshops und bilaterale Konsultationen ermöglichen die Integration von Stakeholdern und gewährleisten das Co-Design und die Co-Produktion von Wissen. Die Ergebnisse werden in Policy Briefs, wissenschaftlichen Diskussionspapieren und Artikeln veröffentlicht und auf internationalen Konferenzen und integrativen Projektworkshops der interessierten Öffentlichkeit vorgestellt. FoReSee wird sich aktiv in die nationale und internationale Forscher- und Projektpartnergemeinschaft der Ökonomie des Klimawandels einbringen.

Ziele der Teilprojekte. Die Forschungsinhalte werden in fünf Arbeitspaketen (APs) erarbeitet:

AP1 (Leitung: HU Berlin) bewertet die Auswirkungen von Klimapolitik auf „Asset Stranding“ im fossilen Energiebereich, „Lock-in“-Effekte und die Umverteilung von Renten. Bestehende detaillierte numerische Modelle werden hierfür ausgebaut, sowie theoretische Ansätze erweitert.

AP2 (Leitung: ifo) untersucht empirisch, wie Finanzinvestoren und –märkte auf neue Information und klimapolitische Signale reagieren. Dafür werden ökonometrische Methoden verwendet.

AP3 (Leitung: DIW Berlin) erforscht das Verhalten von ressourcenabhängigen Ländern und wie mögliche nachteilige Reaktionen auf Klimapolitik vermieden werden können. Politik- und wirtschaftswissenschaftliche Methoden werden dabei kombiniert.

AP4 (Leitung: ifo) betrachtet die Interaktion von Interessengruppen aus dem Energiesektor und Klimapolitik auf nationaler und internationaler Ebene. Dabei werden Methoden der dynamischen Politökonomie erweitert.

AP5 (Leitung: ifo) befasst sich mit der Frage, wie sich Unsicherheit über Klimawandel und –politik auf die Bewertung von Anlagegütern und Investitionsentscheidungen auswirkt, und nutzt die Erkenntnisse über diese Auswirkungen zum Design effizienter Politikmaßnahmen. Methodisch betreibt AP5 Pionierforschung im Bereich des Integrated Assessment Modeling (IAM).


Mitarbeiter: Paul Neetzow, Angelika Vogt

 

Leitung Gesamtprojekt: Dr. Achim Hagen, Prof. Dr. Klaus Eisenack


Finanzierung:

FoReSee wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen des Förderschwerpunkt "Ökonomie des Klimawandels" finanziert. FoReSee beteiligt sich auch am Austausch zwischen Forschung und Praxis im Projekt "Dialog zur Klimaökonomie".

 


Zentrale Ergebnisse:

Hagen, A. and J. Schneider (2022). ‘Small Climate Clubs Should Not Use Trade Sanctions’. Energy Research & Social Science 92 (October): 102777. https://doi.org/10.1016/j.erss.2022.102777.

Hagen, Achim, Juan-Carlos Altamirano-Cabrera, and Hans-Peter Weikard. 2020. ‘National Political Pressure Groups and the Stability of International Environmental Agreements’. International Environmental Agreements: Politics, Law and Economics, December. https://doi.org/10.1007/s10784-020-09520-5.

Hagen, Achim, and Klaus Eisenack. 2019. ‘Climate Clubs Versus Single Coalitions: The Ambition of International Environmental Agreements’. Climate Change Economics 10 (03): 1950011. https://doi.org/10.1142/S2010007819500118.

Kriegler, Elmar, Ramona Gulde, Arwen Colell, Christian von Hirschhausen, Jan C. Minx, Pao-Yu Oei, Paola Yanguas-Parra, et al. 2020. ‘Ausstieg aus fossilen Energieträgern - wie gelingt eine faire Systemtransformation’. Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. https://doi.org/10.2312/PIK.2020.004.