Humboldt-Universität zu Berlin - Ressourcenökonomie

Dissertation von Katharina Rauchenecker, 2010

Institutioneller Wandel im Wildtiermanagement: Anpassungsdruck, Reaktion und Anpassungsverhalten von Jagdgenossenschaften
Beginn: 11/2004
Ende: 05/2007

Jagdgenossenschaften bilden ein interessantes und aufschlussreiches Beispiel einer selbstverwalteten Ressourcenbewirtschaftung in einem Ko-Management-System zwischen Staat und lokalen Akteuren. Dezentrale und selbstverantwortliche Steuerungsstrukturen werden gerade im Agrarumweltbereich als vorteilhaft erachtet. Neuere gesellschaftliche und politische Entwicklungen, z.B. die Novellierung des BJagdG, stellen diese jedoch gerade in Frage. Gegenwärtig haben Jagdgenossenschaften einen Anpassungsdruck zu bewältigen, der sowohl aus internen Umstrukturierungen als auch aus den vielfältigen Nutzungswerten bzw. den mit der Ressource Wild verbundenen heterogenen Leistungs- und Kostenströmen resultiert. Neuartige Anforderungen an das Wildtiermanagement, veränderte gesellschaftliche Präferenzen und daraus folgende politische Neuregelungen prägen die Umwelt von Jagdgenossenschaften. Das Dissertationsvorhaben zielt deshalb auf eine Identifizierung der Rolle, Möglichkeiten und Grenzen von Jagdgenossenschaften als Steuerungsstrukturen des Managements der Ressource Wild. Das Datenmaterial wurde mittels einer Kombination aus qualitativen und quantitativen Methoden erhoben (Leitfadeninterviews, Fokusgruppe, standardisierte Befragung), ausgewertet (Atlas.ti und SPSS) und unter zu Hilfenahme von Theorien der Neuen Institutionenökonomie reflektiert und untermauert. Hierzu zählen die Institutionelle Ökonomie natürlicher Ressourcen, die Theorie der Common Pool Ressourcen und der Neuen Politischen Ökonomie. Neben allgemeinen Strukturdaten über Jagdgenossenschaften konnten somit eine detaillierte Situationsanalyse des sich wandelnden (Selbst-) Verständnisses, des Anpassungsdrucks, des Anpassungsverhaltens und letztlich der Anpassungsfähigkeit von Jagdgenossenschaften erstellt werden. Dabei wird auch das verbandliche Organisationsverhalten von Jagdgenossenschaften im Sinne einer Interessensgemeinschaft näher beleuchtet. Des Weiteren kommt eine institutionenökonomische Bewertung der Pflichtmitgliedschaft von Grundeigentümern in Jagdgenossenschaften zu dem Ergebnis, dass es vorteilhaft ist, diese rechtlich beizubehalten. Die Arbeit leistet einen originären Beitrag zur Erforschung eines nahezu unbekannten Forschungsobjekts, zur Definition von Bestimmungsfaktoren und Hemmnissen institutionellen Wandels im Wildmanagement sowie zum tieferen Verständnis für das Anpassungsverhalten selbstverwalteter Steuerungsstrukturen des Managements natürlicher Ressourcen.

Bearbeiter: Rauchenecker Katharina

Kooperationspartner:

Betreuer: Prof. Dr. Dr. h.c. Konrad Hagedorn, PD Dr. habil. Volker Beckmann



Finanzierung: Deutsche Bundesstiftung Umwelt, Osnabrück